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Zufällige Begegnungen (1)

Zufällige Begegnungen

1

Ich hielt etwas zu spät an, aber der junge, etwas verwahrlost aussehende Punker lief die paar Schritte bis zum Wagen, zog die Beifahrertür auf und ließ sich ohne Kommentar auf den Sitz fallen. Normalerweise nehme ich keine Anhalter mit, aber die späte Tageszeit, das regnerische Wetter und der Frust über das neuerliche Ende meiner Beziehung zu Sofia hatten mich milde gestimmt und mir eingegeben, diesmal großzügig zu sein.
Der Typ schnallte sich nicht an, stemmte sein rechtes Knie gegen das Armaturenbrett und kramte eine zerbeulte, selbstgedrehte Zigarette aus seiner rissigen Jeansjacke, während ich, ohne ihn nach seinem Ziel zu fragen, anfuhr und mich wieder um den Verkehr kümmerte.
Der Geruch von Marihuana erfüllte bald den Wagen. Beim Schalten streifte ich zufällig den linken Oberschenkel meines Gastes, den dieser lässig nach links hängen ließ. Die Jeanshose des Jungen, den ich auf etwa 18 oder 19 Jahre schätzte, war zerschlissen und fleckig. Als ich das Radio anschaltete und schräger Jazz sich in das Motorgeräusch mischte, drehte er es kommentarlos wieder ab. Irgendetwas hielt mich davon ab, ihm klarzumachen, dass das hier mein Auto und mein Radio war und er sich gefälligst, wenn ich ihn schon freundlicherweise mitnahm, an meine Spielregeln zu halten habe. Ich bog auf den Autobahnzubringer ab, beschleunigte und fädelte mich in den mäßigen Fahrzeugstrom ein.
Autobahnfahrten, vor allem nachts, entspannen mich, und so fiel ich bald in einen wohlig satten Dämmerzustand, ohne jedoch müde oder schläfrig zu werden. In Gedanken sah ich Sofia und ihren neuen Macker nackt bis auf die Slips einander in den Armen liegen, knutschen, lecken und sich überall befingern und begreifen. Den Schlüssel zu ihrer Wohnung hielt ich noch in der Hand, während ich in der Schlafzimmertür ihrer Zweizimmerwohnung stand und mir mein unangemeldetes Erscheinen deplatziert und fast unanständig vorkam. Sie waren so miteinander beschäftigt, dass sie mich erst sahen, als ich mich schon wieder zum Gehen umdrehte. Als der Kerl aufstand und mir seinen mächtig ausgebeulten Slip ungeniert entgegenhielt, während meine Noch-Freundin sich am Bettende aufrichtete und mit vor der Brust verschränkten Armen keineswegs den Eindruck machte, peinlich berührt oder verlegen zu sein, wusste ich, dass das das Ende war. Mechanisch löste ich Sofias Wohnungsschlüssel von meinem Schlüsselbund und legte ihn wortlos auf den Nachttisch. Ich suchte nach Worten oder nach einer passenden Geste, fand aber Beides nicht. Der namenlose Kerl stand immer noch steif im Raum und wartete ab. Ich hätte wetten können, dass sein Schwanz sich dabei sogar noch weiter aufrichtete und den Gummizug seines Slips auf eine harte Zerreißprobe stellte. Vielleicht machte ihn diese Situation besonders geil. Und vielleicht hätte er mir nur zu gerne noch gezeigt, wie meine Ex-Freundin ihm die stramme Nudel lutscht, aber ich drehte mich um und verließ die Wohnung.
An einer Raststätte hielt ich zum Tanken. Als ich nach dem Bezahlen zum Wagen zurückkehrte, war mein unbekannter Begleiter verschwunden. Wohin konnte er mitten in der Nacht wollen? Hatte er einen anderen Chauffeur gefunden? Ich fuhr einige Meter weiter zum Parkplatz, auf dem sich Brummi an Brummi reihte; die Fahrerkabinen dunkel und zumeist mit Vorhängen verdeckt. Ich ging ein paar Schritte und machte Dehnungsübungen. Es hatte aufgehört zu regnen und die Luft war frisch und rein.
Dann sah ich plötzlich meinen Mitfahrer hinter einem der LKW hervortreten und sich den Mund abwischen. Der Fahrer knöpfte sich gerade seine Hose zu, schien in meine Richtung zu blicken und kletterte dann in seinen Scania. Der Junge setzte sich in meiner Nähe auf die Lehne einer Bank, zählte Geldscheine und schien sich um mich nicht im Geringsten zu kümmern.
Was ging’s mich an?! Er ist schließlich alt genug, um zu wissen, was er tut. Wie eine scheue Katze, mit der man sich nur ganz behutsam und geduldig anfreundet, ließ ich ihn in Ruhe. Als ich eine Packung Gitanes ohne Filter aus meiner Jacke zog und mir gerade eine anstecken wollte, streckte er mir wortlos die Hand entgegen. Ich hielt ihm das offene Päckchen hin und gab ihm Feuer. Dabei bemerkte ich noch einen Rest Sperma an seiner Unterlippe. Beim ersten Zug hustete er, war offenbar Schwächeres gewohnt. Ich holte mir eine Flasche Wasser aus dem Wagen und stillte meinen Durst. Als ich ihm die Flasche anbot, ignorierte er mich. Inzwischen hatte er sich an die Gitane gewöhnt und nahm tiefe Züge.
Ich musste wieder an Sofia denken und wie ich es mit ihr auf einem Parkplatz getrieben hatte. Auf einer nächtlichen Fahrt hatte sie meinen Schwanz herausgekramt und ihn massiert, bis ich so unkonzentriert fuhr, dass ich dringend einen Fick brauchte, wenn ich keinen Unfall bauen wollte. Der einigermaßen geschützte Parkplatz lag am Rand eines Wäldchens. Wir stiegen aus, sie lehnte sich über die warme Motorhaube und machte die Beine breit. Im Nu war ich in ihr und rammelte sie so grob und heftig, dass ihr gurgelndes Stöhnen wie Stottern klang. Ich hatte sie an den Hüften gepackt und versenkte meinen Kolben bis zum Anschlag. Sie trug damals kein Höschen unter dem kurzen Rock; nur halterlose, schwarze Nylonstrümpfe, auf die ich später abspritzen wollte. Während unseres Treibens fuhr ein fremder Wagen auf den Parkplatz und erfasste uns kurz mit seinen Scheinwerfern. Wir hörten aber nicht auf und vögelten wie besinnungslos weiter. Auch als das Pärchen direkt neben uns stand, ließen wir uns nicht aufhalten. Ich sah, wie sich die junge Frau vor den Mann kniete und ihm den Hosenschlitz öffnete. Dann bewegte sich ihr Köpfchen mechanisch vor und zurück gegen sein Becken. Ich bemerkte, dass sie eine blonde Perücke trug, die sich leicht verschob. Die Beiden waren offenbar inkognito auf ein Abenteuer wie dieses aus gewesen. Sofia entdeckte das Pärchen später als ich, zeigte aber ebenfalls keine Scheu und kein Erschrecken. Als die Fremde aufstand und mich mit halboffenem Mund aus glasigen Augen anstarrte, wirkte sie fast wie eine Art Zombie auf mich: ausdrucks- und willenlos. Ihr Gefährte stand mit pendelnder Rute da und fing an, sich zu wichsen. Sofia bäumte sich unter einem Orgasmus auf, so dass mein Riemen aus ihr herausrutschte. Die Fremde schien darauf gewartet zu haben und nahm ihn in die Hand, wichste ihn gekonnt und sah mir dabei direkt in die Augen. Ich genoss die Hand der Unbekannten und fühlte den Orgasmus heraufsteigen. Doch kurz bevor ich kommen konnte, hielt sie inne und drückte mit aller Kraft meine Schwanzwurzel zusammen, so dass es fast schmerzte. Dann war ihr Gesicht ganz nah vor meinem und ich spürte ihre Zunge in meinem Mund. Ich riss ihr die Perücke vom Kopf, unter der ein dunkler Kurzhaarschnitt zum Vorschein kam. Es schien ihr egal zu sein, denn ihre Zunge begann jetzt, mich, so tief es ihr möglich war, zu ficken, wobei sie meinen Kolben wieder mit harten, stakkatohaften Bewegungen striegelte. Sofia war inzwischen vor dem Mann in die Hocke gegangen und ließ sich seine Stange tief in den Rachen schieben. Dann ließ mich die Fremde endlich abspritzen und mein Sperma schoss in mehreren Schüben auf ihre Jeans. Sofia dagegen war damit beschäftigt, das Zeug des Mannes zu schlucken.
Der Punker (der vielleicht – dachte ich jetzt – gar kein echter Punker war, sondern einfach nur abgerissen aussah) schnippte den Zigarettenstummel achtlos in ein Gebüsch. Ich deutete auf seine Unterlippe und bot ihm ein Papiertaschentuch an, aber er wischte sich mit dem Ärmel seiner Jacke über den Mund. Im Schein der nicht weit entfernten Laterne wirkte seine hagere Gestalt auf mich traurig, ja trostlos. Was wusste ich schon über seine Geschichte?! Nichts. Ein Anhalter – ohne Ziel, ohne Benehmen, ohne Zukunft. Ich mochte mich auch irren. Du könntest glatt mein Sohn sein, dachte ich. Den Gedanken fand ich irgendwie rührend: Vater und Sohn auf einer nächtlichen Fahrt durch eine fremde, feindliche Welt; schweigend und ohne Bindung aneinander – frei und ganz auf sich selbst gestellt. Daraus könnte man ein Road-Movie machen, wenn auch ein langweiliges.
Nachdem ich die Ausfahrt genommen und die Stadtgrenze von R. passiert hatte, hielt ich auf einem Seitenstreifen. Ich wohnte zwei Straßen weiter, war aber unschlüssig, ob ich meinen Beifahrer weiter auf der Pelle haben wollte. Er war auch nicht der Typ, der sich jemandem dauerhaft anschloss. Also stellte ich den Motor ab und sagte: „Ich wohne in der Nähe. Aber Du steigst jetzt besser aus und verschwindest.“
Er sah mich nicht an, aber im Licht der Armaturen konnte ich erkennen, wie eine Träne an seiner Wange herablief. Ich bin definitiv nicht schwul; kein bisschen. Aber ich beugte mich zu ihm herüber, leckte die Träne auf und küsste seine haarlose Wange. Er saß bewegungslos da; nichts verriet seine Gedanken, falls er sich welche machte. (Seltsame Formulierung: sich Gedanken machen!) Da er keine Anstalten machte auszusteigen, ließ ich den Wagen wieder an und fuhr weiter.
Wie selbstverständlich folgte er mir ins Haus, wo ich ihm eins der Gästezimmer anwies und mir ein warmes Bad einließ. Ich konnte jetzt noch nicht schlafen. In der Wanne dachte ich, wie ich mit Sofia dort Sex hatte. Wie dabei das Wasser über den Rand schwappte. Wie mein Sperma schließlich Schlieren im klaren Wasser bildete.




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