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Die Schule und die Little Angel

Klassenfahrt

von Andrew_K 2020

20 Mädchen und drei Lehrer standen vor einem heruntergekommenen Wohnblock in Berlin Lichtenfeld. In der Umgebung sah alles nach Leerstand und Zerfall aus. Ein Abbruchbagger mit Birne daran zeigte, dass es wohl auch nicht mehr solange dauern würde, bis hier nichts mehr stand. Keiner sah wirklich begeistert aus. Aber Max machte ein zufriedene Gesicht.

„Das soll ein Hotel sein?“, fragte Freya skeptisch.
„Ja und es ist günstig,“
„Günstig weil sie es uns während wir drin wohnen unterm Hintern wegreißen werden?“, fragte Nneka und legte den Kopf schräg.
„Wir haben es für einen Monat gemietet. Komplett, solange wird es also noch stehen.“
„Und wenn wir in 1 Monat nicht rechtzeitig ausziehen, dann reißen sie es unter unserem Hintern weg?“ fragte Mia.
„Malt das doch nicht so schwarz. Ihr werdet sehen, dass wird klasse.“
„Das hoffe ich. Ich muss hier einen Monat lernen. Wenn die da hier ein Chaos veranstalten dann bekommen wir Probleme“, Mia war sauer. „Mädchen, geht rein.“
„Ja Meister.“, sagte daraufhin Freya, Leoni und Sicilia, schulterten ihre Rucksäcke und verschwanden im Eingang des Hotels.
„Das bist du selber Schuld“, sagte Henry neben Max, bevor der Einspruch erheben konnte. „Du hast Mia zu Sicilia´s Herrin gemacht. Die anderen Beiden sind jetzt das Begleitkomando und die Aushilfsherrinnen. Und Mia gefällt es, die Leute herum zu kommandieren.“
„Ich habe ein Monster erschaffen.“
„Soweit würde ich jetzt nicht gehen.“
„Wenn die Herren mit der Betrachtung der weiblichen Pubertät fertig sind, können sie sich dann ums Gepäck kümmern?“ maulte Natascha.
„Wir kommen schon.“

Langsam kamen sie alle mit den Gepäck im Hausflur an, wo Mia nun richtig sauer war.

„Max, ich weiß jetzt, warum das Hotel so günstig war. Der Aufzug ist kaputt. Und das tolle Hotel ist im obersten Stockwerk. Das ist das zwölfte Stockwerk.“
„Und wo ist jetzt das Problem? Ihr seit doch alle jung und sportlich“, grinste Max.
„Das Problem? Ich habe keine Lust, Tage bei erklettern dieses Wohnturmes zu verbringen.“
„Du willst also aufgeben?“ Max traf damit Mia´s wunden Punkt.
„Ich gebe nicht auf“, sie wandte sich zur Treppe und rannte los. „Ich bin vor dir oben und sorge dafür dass du das schlimmst Zimmer bekommst.“ und weg war sie. Die anderen zuckten mit der Schulter und folgten ihr.

Oben angekommen offenbarte sich das ganze Elend des Hotels. Das, was eine Rezeption sein sollte, war ein Schlüsselkasten an der Wand, wo ein Junge mit seinem Smartphone davor saß. Gelangweilt gab er die Schlüssel aus und schielte dem einen oder anderen Mädchen auf Arsch und Ausschnitt. Als keine an ihm Interesse zeigte, sagte er noch, dass es von 7 bis 8 morgens im zweiten Stockwerk Frühstück geben würde und dass die Duschen nur einzeln funktionieren würden und verschwand dann die Treppe herunter.

„Was meint der damit, die Duschen funktionieren nur einzeln?“ wollte Anna wissen.
„Woher soll ich das wissen“, fragte Max, obwohl er eine Vermutung hatte.
„Das kann ja heiter werden“, sagte Stefanie, die mit Julia auch endlich oben ankamen. Die beiden hatte es nicht so mit Sport. Sie waren mitgekommen, weil sie ein Angebot für ein Monat Unicamp Architektur für Schüler bekommen hatten. „Hoffentlich haben wir hier Netz.“
„Na trommeln werden wir hier wohl nicht müssen“, warf Max ein.
„Ich dachte auch mehr an Strom. Wenn wir heute Abend hier mit Kerzen herumlaufen würde mich das nicht wundern.“
„Ihr seit einfach nur alle mittlerweile vom Luxus der Schule verwöhnt.“
„Also ich finde es hier super“, sagte Nneka und zog Akech hinter sich her, mit der sie sich ein Zimmer teilen wollte. Wie sich herausstellte, kamen sie beide aus dem gleichen Land.

Auch der Rest der Mädels waren mit hier, um ihnen einen legalen Aufenthaltsstatus in Deutschland zu verschaffen. Wo ging das Besser als direkt an der Quelle staatlicher Willkür. So waren auch die kleinen Inderinnen, Aisuulu´s Freundinnen und die Nepalesin mit nach Berlin gefahren. Max würde mit ihnen einen Monat alle Ämter, die notwendig waren, durchlaufen. Lust hatte er darauf noch keine.

Henry und Natascha waren dabei, um mit Anna die Lage in Berlin abzuchecken. Durch das Auftauchen von Sicilia war es eine Fügung des Schicksals, wie Max meinte, dass ihr nächstes Ziel Berlin sein würde. Und auch als Johannes fragte, ob der die Kinder vom Bahnhof Zoo gelesen hätte, sagte Max, dass ihm das wohl bewusst sei. Sie würden nicht alle retten können. Aber nur weil sie mit Drogen in Kontakt waren, waren nicht alle Mädchen freiwillig an diesem Ort. Die, die es nicht seien, die hätten Rettung verdient. Man könnte davor doch nicht einfach zurückschrecken, nur weil es mal etwas schwieriger werden könnte. Johannes gab sich geschlagen.

Als alle gut ihre Zimmer gefunden hatten, kam Mia in das Zimmer von Max.
„Ich wollte mich entschuldigen, Papa. Ich war ungerecht. Du konntest ja nicht wissen, was das für eine Bruchbude hier ist. Ich verstehe auch, dass wir sparen müssen. Vor allem, wenn wir immer mehr werden.“
„Gut dass du das einsiehst, Mia. Nimm es als das was es ist, ein Abenteuer.“
„Weißt du, Papa. Ich dachte, ich wäre bei der Schule dieser Art von leben entflohen. Alles an diesem Haus erinnert mich an meinen Vater und die Erinnerungen sind nicht schön. Ich werde froh sein, wenn wir wieder von hier verschwinden können.“
„Das tut mit Leid Mia, daran habe ich gar nicht mehr gedacht.“
„Macht nichts, ich werde ja nur zum Schlafen hier sein. Den Rest der zeit bin ich ja in der Uni. Danke dass du mit dabei bist.“
„Das mache ich doch gerne, Mia.“

Wie sehr er doch mittlerweile in Mia seine Tochter sah, dachte Max. Er war so stolz gewesen, als sie ihm ihre Prüfungsergebnisse gezeigt hatte, obwohl er eigentlich nicht davon ausgegangen war, dass sie es schafft. Sie war aber im Kielwasser von Sophie und Eskel mit geschwommen, dass hatte er vergessen. Die beiden waren nun auch aus der Schule und so war das Dreamteam nur noch ein halbes. Sie hatten stattdessen Fleur und Nili adoptiert, die im letzten Jahr zu ihnen gestoßen waren. Das hatte auch die Ausrichtung des Lernens geändert. Sie wollten alle in die Medizin und telefonierten in einer Tour mit Anita und Erwin. So änderte sich das Gesicht der Schule immer wieder.

Als Mia raus war und sich mit Julia und Stefanie absprach, wann sie am besten die Uni erkundeten, kam Freya zu ihm. Sie machte einen besorgten Gesichtsausdruck.

„Was ist los?“ fragte Max.
„Ich bin mir nicht sicher, ob es so gut war, Sicilia mit her zu bringen.“
„Warum sagst du das? Keine ihrer Bezugspersonen wäre in der Schule geblieben, die sind jetzt alle hier.“
„Naja, Aber hier ist auch der Ort, der sie versklavt hat. Hier leben die Menschen die das taten. Sie ist seit der Minute, wo sie erkannt hat, dass sie wieder hier ist, wieder so, wie sie vor einem Monat in der Schule ankam. Wir haben ihr keinen Gefallen damit getan.“

Max holte eine kleine Schneiderschere aus dem Koffer und gab sie Freya: „Doch, dass ist genau der Richtige Ort dafür. Befreie sie von den Dingern.“
„Sofort?“
„Lieber früher als später. Sie muss sich davon lösen. Wenn sie ohne diese nicht leben kann, dann mach welche von Leoni an sie dran. Aber dieses fest genähten Dinger kommen herunter.“
„Das hast du beabsichtigt.“
„Ja. Und sorge dafür, dass Mia dabei ist, wenn es passiert.“
„Dann muss ich mich beeilen“, sagte Freya und eilte aus dem Zimmer.

Sicilia schaute groß, als Leoni, Mia und Freya mit feierlicher Miene zu sie traten. Es würde etwas passieren, das spürte sie. Sie hatte eigentlich nicht verstanden, warum sie nun doch in dieses Stadt gebracht wurde. Hatte der Meister nicht gesagt, dass sie nun sicher sei und nicht mehr zu ihrem alten Meister zurück musste? Und hatte er ihr nicht eine junge schöne Gebieterin gegeben, der er mit Freude diente? Als Mia ihr eröffnete, dass sie mit nach Berlin kommen müsste, dachte sie, sie hätte etwas falsch gemacht. Aber ihr Gebieterin hatte das verneint. Es sei nur für einen Monat, hat sie gesagt und danach würden sie alle zurückkehren. Auch sie.

Nun standen sie alle vor ihr und baten sie, sich zu entkleiden und aufs Bett zu legen. Natürlich folgte sie unverzüglich der Anweisung. Sie verstand vieles an ihrem verhalten nicht. Zum Beispiel, wenn Leoni sie fragte, bevor sie sie küsste. Oder wenn Freya es tat. Sie war nicht würdig, es abzulehnen. Trotzdem wurde sie immer wieder gefragt. Dann kam das, was sie noch am wenigsten Verstand. Freya löste ihre Bänder. Die Zeichen ihres Standes. Jetzt war sie weniger als nichts. Wollten sie sie verstoßen? Auf die Straße setzen? Aber stattdessen kuschelten sie sich an sie heran.

„So ist das viel besser. Jetzt gehörst du wirklich nur uns.“
„Wie so habt ihr das getan?“
„Ich will nicht, dass du mit den Zeichen deiner alten Meister durch die Stadt rennst. Du gehörst zu uns. Wir laufen auch nicht mit so etwas durch die Gegend.“
„Aber Leoni…“
„Das Halsband ist Schmuck und ich kann ihn ablegen.“
„Wenn ich das erlaube“, stellte Freya streng fest.“
„Wenn meine Herrin es erlaubt, bevor sie Max über den Weg läuft, der wieder böse schaut“, grinste Leoni.
„Deine Sub wird langsam ziemlich frech“, stellte Mia fest.
„Das ist dein freiheitlicher Einfluss, Mia. Ich sehe schon, dass es ein Fehler war, mit dir so viel Kontakt zu haben.“

Mia lachte und küsste Freya: „ich lieb dich auch, Freya.“
Und dann zu Sicilia: „Ich habe deinen Status angehoben. Du bist nun auf der Ebene von Leoni. Damit wird aber auch für kurze Zeit Freya deine Herrin. Du wirst ihr gehorchen, wie du es vorher bei mir getan hast. Und da ich nicht will, dass du ganz ohne Zeichen bist, habe ich für euch beide ein Geschenk.“

Mia ging zu ihrem Koffer und holte zwei kleine Schmuckkästchen heraus.

„Was ist das?“, fragte Leoni, als sie die Dünnen silberen Ketten heraus zog.
„Das sind Bodychains. Sie gehen um den Hals und die Taille und sind vorne mit einer Kette verbunden. Die sehen doch viel cooler aus als die doofen Bänder.“
„Darf ich?“, fragte Leoni Freya.
„Ich habe sie mit ausgesucht“, sagte Freja. „Natürlich darfst du, du sollst sogar. Schließlich musst du jetzt einen Monat auf anderweitiges verzichten.“
„Warum das?“
„Was meinst du, wie lange es dauert, bis Max bei diesen dünnen Pappwänden hier im Zimmer steht, wenn ich dir die Gerte gebe.“
„Sekunden“, grinste Mia breit. „Aber vielleicht findet ihr hier einen Club.“
„Der unter Achtzehnjährige einlässt, aber ja. Natürlich.“
„Ihr schaut wirklich selten über den Tellerrand, oder?“
„Was meinst du denn jetzt damit?“
„Na ja. Glaubt ihr wirklich, ihr seit die einzigen Jugendlichen, die auf so etwas stehen? Wo meint ihr, kann man einen SM-Jugendclub wohl am ehesten finden? In Westerburg oder einer drei Millionen Stadt wie Berlin?“
„Und wie kommst du darauf?“
„Aus dem Internet?“
„Hab ich nicht. In der Schule sind alle Server verriegelt.“
„Nur meiner nicht. Ich und ein paar andere haben offene Zugänge. Einen davon hat doch Leoni letztes Jahr zu dir geführt. Das du das nie für dich genutzt hast, das verstehe ich jetzt echt nicht.“
„Vielleicht, weil ich in der Schule alles bekommen habe, was ich brauchte? Ich habe Leoni. Ich brauche nicht mehr.“
„Keine neuen Peitschen? Keine schicken Armbänder? Keine Lederoutfits für die Herrin? Stiefel, die bis hoch in den Schritt reichen und der Herrin an den Lippen kitzeln? Keine Ringe, um die Nippel und die Scham der Sub zu verzieren?“
„Hörst du jetzt auf? Ich bin doch schon froh, dass es so etwas in Westerburg nicht gibt. Sonst käme meine Sub noch auf merkwürdige Ideen.“

Mia schaute zu Leoni, die sich auf die Lippen bis und die eine Hand auf ihrer Scham hatte. Sie grinste.

„Du solltest deiner Sub auch mal was gönnen.“
„Mia. Ich gebe ihr alles was sie braucht. Kümmer du dich lieber um deine.“
„Die steht aber nicht auf das Zeug so wie Leoni. Ich habe euch im übrigen zu einem SM Stammtisch angemeldet.“
„Du hast was?“
„Naja, morgen Abend findet im Café zur Gerte ein SM Stammtisch statt. Wir gehen da zu viert hin.“
„Das ist nicht dein Ernst?“
„Und davor gehen wir 4 shoppen.“
„Das werde ich auf keinen Fall tun.“
„Weil du dich nicht traust“, Mia schaute sie grinsend an.
„Ich laufe doch nicht mit Leoni an einer Kette durch die ganze Stadt“, sagte Freya.
„Also bist du keine richtige Herrin, du spielst das nur, so wie ich“, sagte Mia provozierend.

Leoni wollte etwas dazu sagen, doch Freya legte ihre Hand auf sie und sie sackte zurück.

„Mia. Ich brauche dieses ganze drumherum nicht. Eigentlich brauche ich nur Leoni. Und ihre Liebe zu mir. Das andere gebe ich ihr, weil sie es braucht und auch mir Spaß macht. Dafür braucht es keine Ketten, keine Schläge, keine Bänder keine Bestrafung und vor allem brauche ich keine anderen Doms um mich, die beurteilen, wie gut ich meine Sub erzogen habe.“ Freya machte eine Pause und sah sich den unbestimmt lachenden Ausdruck in Mias Gesicht an. „Aber das hast du schon gewusst. Warum sollen wir dann dahin?“
„Es ist ein SM-Stammtisch nur für Jugendliche und Anfänger. Ich finde, wir passen da ganz gut hin. Und wir dürfen da nur in Zivil hin. Also keine Latexstiefel bis zur nackten Scham. Jeans und Bluse sind da angesagt.“
„Wie schade“, kommentierte in dem Moment Leoni.

Später am Abend erhielt Max einen Anruf von Erwin.

„Du hast doch heute die kleine schwarze abgeholt“, sagte Erwin in einem lockeren Plauderton.
„Akech, ja. Du hast das sehr gut mit ihren Brüsten hinbekommen. Sie sieht wieder wie eine normale Jugendliche aus.“
„Mein Sohn musste dafür auch über 4 Kilo Silikon aus ihr herausholen. Aber das ist nicht der Grund, warum ich anrufe. Wir machen doch für dich die DNA-Tests von den Mädchen. Um sie jemanden zuzuordnen, wenn sich vielleicht Eltern wieder für ihre Kinder interessieren. Wir haben Nneka mit Akech verglichen. Sie sind Schwestern.“
„Was? Bist du dir sicher? Natascha und Johannes haben Nneka in Afrika gefunden und Akech stammt von einem Markt in Deutschland. Wie sollten das möglich sein?“
„Hast du denn mit beiden schon über ihre Herkunft gesprochen?“

Max stellte fest, dass er das nicht hatte. Er hatte schon einige seiner Schülerinnen nicht befragt. Es waren einfach zu viele geworden und er hatte die Aufgabe neben den anderen Problemen der Schule nicht mehr wahr nehmen können. Solange es den Mädchen gut ging, ließ er es laufen. Er hatte viel Zeit damit verbracht, die Schwestern von Eskel und die drei Asiatinnen zu unterrichten. Akech war schon weiter gewesen und war in einer andere Klasse gewesen, bis Steffen die Zeit gefunden hatte. Ihre natürliche Brust wieder zu rekonstruieren. Ab da war sie 1 Monat in der Klinik. Nneka hatte sie nie gesehen.

„Aber vielleicht hat eine der Beiden die andere schon erkannt. Du solltest lieber früher als später mit den beiden reden.“
„Danke Erwin.“

Max legte auf und ging zu dem Zimmer, wo Akech und Nneka wohnten. Er klopfte vorsichtig an die Tür. Nachdem sie ihn hereingelassen hatten und Nneka seinen Blick sah, drehte sie ihren Kopf weg.

„Ich weiß, was du mir sagen willst. Und ich habe es gewusst, als ich sie zum ersten Mal sah“, sagte Nneka.
„Was hast du gewusst?“, fragte Akech.
„Dass du meine kleine Schwester bist“, sagte Nneka und stand vom Bett auf und konnte keinem mehr ansehen. Sie schaute aus dem Fenster.
„Aber, dass ist doch toll, oder etwas nicht“, sagte Max und sah Akechs entsetzten Gesichtsausdruck.
„Du? Du bist die aroosadda cibaadada?“, fragte Akech.
„Was bedeutet das?“ fragte Max.
„Grob übersetzt die ungehorsame Braut“, sagte Nneka leise vom Fenster aus. „Eine Braut, die vor der Hochzeit davon läuft und der Familie dadurch Schande bereitet. Aber ich habe mehr als nur Schande verursacht. Meine Familie wurde nach meiner Flucht versklavt und ich war danach komplett alleine. Als ich zurück nach hause kehrte, war da nichts mehr. Nur noch eine geschwärzte Ruine und Nachbarn, die erzählten, dass mein Bräutigam meinen Vater und meine Mutter getötet und meine Geschwister mitgenommen hat. Später habe ich einen meiner kleinen Brüder gefunden. Er war in einer Mine und musste da schuften. Ich habe mit dem Verwalter geschlafen und habe danach meinen kleinen Bruder entführt. Er ist jetzt bei den Schwestern in der deutschen Schule, wo auch ich Zuflucht hatte. Als ich auf der Suche nach Akech war, haben mich die Männer von der Mine gefunden. Und um ihren Verlust auszugleichen, haben sie mich an diesen Händler aus Marokko verkauft. Für 20 Dollar. Der hat mich dann unten zugenäht, damit ich wieder Jungfrau bin und hat mich so dann Angeboten. Wenn deine Frau mich nicht gekauft hätte, wäre ich von irgend so einem Typen zerrissen worden und wäre jetzt wohl tot. Aber wenn ich daran denke, was sie meiner Familie und meiner kleinen Geschwistern angetan haben, ich hätte es nicht besser verdient.“
„Niemand hat so etwas verdient“, sagte Max und ging zu Nneka und umarmte sie.
„Jomo ist am Leben“, sagte Akech. Sie sah vom Bett zu ihrer Schwester und hatte Tränen in den Augen. „Sie sagten, sie würden ihn töten, genauso wie sie mich töten würden. Sie haben mich getötet. Sie brachten mich weg und in dieses Klinik, wo sie mir die gaben“, sie fasste sich an die Brust, wo nichts mehr war. „Dann brachte man mich mit 40 anderen Mädchen in einen Container und 1 Woche waren wir darin. Danach kamen Männer und haben uns betrachtet und untersucht und dann wurde ich in ein Haus gebracht. Dort dachte man, dass ich Milch geben würde. Als nichts kam, haben sie mich geschlagen und ich wurde weiter gegeben. Danach kam ich zu dem Mann mit den Töchtern, der hat mich dann verkauft, an seine Leute. Danach waren wir alle in der Schule, auch viele von denen, die sie nicht gekauft haben. Ich habe die ganze Zeit gewartet, dass ich sterbe. Aber es ist nicht passiert.“

Max dachte an seinen Fehler. Er hatte diese Mädchen alleine gelassen. Er war derjenige, der diese Kinder aus ihrem Trauma erlösen sollte. Er war dafür ausgebildet. Stattdessen hatte er sie anderen Schülern unterstellt und gehofft, dass sie sich durch Anpassung irgendwie selber heilten. Das war ein Fehler. Er musste sich aus der Schulaktivität zurückziehen und wieder um die Seele der Kinder kümmern, das wurde ihm nun bewusst. Aber Ines hatte es auch schon gesagt. Verstanden hatte er es nur nicht. Er dachte an Sicilia, die er Mia und Freya überantwortet hatte. Was hatte er sich nur gedacht?

Später am Abend saßen Natascha und Henry vor der Karte von Berlin. Sie hatten dort Orte markiert, an denen sie ein neues Bordell eröffnen könnten. Meist waren es verlassene Häuser, wo schon seit Jahren keiner Interesse daran zeigte. Dass da ein Strich direkt vor der Tür existierte, so wie sie es in Frankfurt vorgefunden hatten, bezweifelten sie jedoch stark. Es schien auch so, dass diese Art des Verkauf in Berlin hauptsächlich in den Parks stattfand. Und da würde es keinen Effekt haben, wenn sie einen Puff daneben bauten. Auch die Kurfürstenstraße war ungeeignet. Hier war das Pflaster dicht mit Sozial engagierten Helfern gepflastert, die das Elende vor ihrer Tür kultivierten. Und da dort überall Anzeichen des Wandels zu sehen waren, war es kein Ort, an dem ein neues Bordell erwünscht wäre.

„Dann bleiben nur die Randbezirke. Ich frage mich langsam, was wir in dieser Stadt eigentlich sollen? Natascha. Keiner von uns kennt sich hier aus. Es ist, als wenn wir mit verbundenen Augen in einem Glas Wasser voller Schlamm eine kleine Forelle mit der Hand fangen wollten.“
„Ja, aber auch hier wird es die geben, die es nicht freiwillig tun. Wir bieten ihnen eine Alternative. Und einen Ausweg.“
„Und wie sollen sie uns in diesem Sumpf finden? Zwischen den ganzen anderen Angeboten? Wir sind hier vollkommen unbekannt. Und dann sind da noch die Russen.“
„Was soll mit denen sein?“
„Als wenn es sich die russische Mafia gefallen lässt, einen neuen Akteur auf ihrer Bühne zuzulassen der sich ausdehnt.“
„Einer, der die Konkurrenz der kleinen minimiert und den Marktwert der übrigen steigen lässt. Ich habe die Jungs recherchieren lassen. Hier bekommt man Nutten für zwanzig Euro.“
„Das bedeutet, wir müssen auch noch im großen Stil drauflegen. Natascha. Es mag in Frankfurt funktioniert haben. Aber hier gehen wir mit so einem Bordell einfach nur Gnadenlos baden.“
„Max wird sich auf kein anderes Konzept einlassen und im übrigen auch keines der Mädels.“
„Dann werden wir scheitern.“
„Henry, es wird nicht scheitern. Warum kommen immer neue Mädchen in das Bordell in Frankfurt?“
„Weil ihre Zuhälter sie hin schicken.“
„Das auch, aber vor allem, weil die da die Aussicht haben mehr zu verdienen. Das mit dem Angebot, damit aufzuhören kommt dann an zweiter Stelle. Wenn ihnen gesagt wird, dass sie nur einmal pro Woche kommen dürfen. Und das ist es doch um dass es uns geht. Wir wollen kein funktionierenden Legalen Puff etablieren. Wir wollen Mädchen aus dem Milieu herausziehen. Weg von ihren Zuhältern. Hier wären sie dann so richtig weg. Das dürfte auch den Russen gefallen.“

Am nächsten Abend standen vier Mädchen nervös im Eingang eines Café´s in der Kurfürstenstraße. „Das du mich dazu überredest hast, das werde ich wohl nie verstehen“, sagte Freya. „Hast du die ganzen Mädchen auf der Straße gesehen?“
„Die sind echt nicht zu übersehen. Ich verstehe auch nicht, warum die einen solchen Ort für den Stammtisch gewählt haben. Im Internet sah das alles voll Seriös aus.“
„Noch können wir umkehren“, sagte Leoni.
„Und ich soll mir dann auf ewig von Mia anhören, dass ich zwei Meter vor der Tür gekniffen habe?“ Freya schüttelte den Kopf.
„Das würde ich nicht“, sagte Mia. „Ich würde es sofort als Kontra bekommen.“
„Ihr traut euch nicht“, kam eine Stimme von hinter ihnen, der sie alle zusammen Zucken ließ. Sie drehten sich um und hinter ihnen stand ein Junge in Schwarzer Hose und Schwarzem Hemd der gewinnend lächelte: „Beim ersten Stammtisch habe ich genauso dagestanden wie ihr jetzt. Das ist vollkommen normal. Aber ich kann euch sagen, dass euch da keiner beißen wird, es sei denn, ihr wollt das.“
„Du gehst da alleine hin?“, fragte Mia.
„Ja, ich bin derzeit Solo“, sagte der junge Mann lächelnd. „Soll ich euch einführen.“
„Wenn du das machen würdest?“

Der Junge ging zur Tür und öffnete sie.

„Kommt ihr?“

Kurze Zeit später standen sie in dem mit roten und Schwarzen Leder ausgestatteten Laden, in dem überall Ketten an den Wänden hingen. Es gab sowohl normale Stühle, als auch Hocker, auf denen sie sich Knien durften. In Vitrinen hingen die unterschiedlichsten Peitschen, die scheinbar nur darauf warteten, einen Käufer zu finden.

Überall saßen in Gruppen junge Menschen zwischen sechzehn und dreißig zusammen und schienen sich zu unterhalten. Als sie nun so da standen, wurden sie neugierig von den Anwesenden beäugt, bis eine Frau mit einem Halsband aufstand und auf die fünf zu trat.

„Hallo Sakute, hast du endlich jemanden gefunden, der sich deinen Gelüsten unterwirft.“
„Schön wäre es, aber diese Mädchen standen unschlüssig vor der Türe und trauten sich nicht rein.“
„Oh, dann denke ich habe ich das Vergnügen mit Mia und ihren Freundinnen zu sprechen?“
„Das haben sie“, sagte Mia und reichte der Frau die Hand.
„Dann kommt mal Näher und fühlt euch wie zu Hause.“
„Das wird schwer fallen“, sagte Freya. „Hier ist es weder zu heftig, noch nicht genug.“

Die Frau zog eine Augenbraue hoch.

„Ihr wart noch nie in so einem Etablissement. Dann kann ich verstehen, dass die ganzen Ketten und das ganze Leder etwas abschreckend wirken kann. Jeder fängt mal klein an.“
„Unser Keller sieht schlimmer aus.“
„Ach tatsächlich? Was fehlt dir denn an der Ausstattung?“
„Andreaskreuze, Pranger, Streckbank, Böcke. Aber ihr habt eine hübsche Sammlung von Peitschen. Meine Leoni kann gar nicht die Augen davon lassen.“

Die Frau lachte.

„Dann darf ich annehmen, dass du die Herrin bist?“
„Ja und nein. Ich bin die Herrin von Leoni und bin die Sub von Mia. Sie hat uns hier angemeldet.“
„Meine Sub?“, fragte Mia.
„Klar, ohne dich wären wir alle nicht hier. Wie waren da deine Worte? Wir gehen da jetzt hin. Als wenn ich keine Wahl hätte. Das Macht nur eine Herrin. Und das ich einfach mitgegangen bin, macht mich zu deiner Sub.“
Die Frau lachte wieder: „Ich sehe schon, ihr seit noch am Experimentieren. Das ist schön, dann seit ihr heute hier richtig. Der richtige Umgang funktioniert da heute noch bei keinem. Seit willkommen.“




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