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Das Märchen von Prinz Rodorian 5

Prinz Rodorian gegen das Richterpaar

Am nächsten Morgen nach dem glücklich vereitelten Überfall an der Grenze ritt Rodorian mit dem Waffenmeister und dessen Sohn zurück nach Alvenutra, während der Herzog und seine Tochter nach herzlichster Verabschiedung mit geringer Eskorte den Weg zu den Quellen und nach Montesira nahmen. Ein Pferd der vierspännigen Kutsche hatte der Sohn sich als zusätzliche Belohnung vom Herzog verdient. Übermütig plauderten die Männer unterwegs über das gestrige Abenteuer.
„So viel hätten wir im Geschäft nicht verdient an Tagen, in Wochen nicht, Vater, dieses edle Pferd, dazu die Einladung ins Schloss des Herzogs, es war für ihn wie für uns ein mehr als glücklicher Ausgang der Geschichte.“
„Doch auf schmalem Grat, mein Sohn, Mut, Besonnenheit und Glück waren auf unserer Seite. Wisst Ihr, Prinz, nicht nur die Geschichte an sich, dass dem Spuk mit den Räubern endlich ein Ende bereitet wurde, sondern das Gefühl, mitgeholfen zu haben, das gibt mir eine sehr tiefe Befriedigung.“
„Deshalb bitte ich Euch um einen weiteren Gefallen. Der schlechte Ruf Eures Richters ist inzwischen bis weit über die Stadt hinaus bekannt, Ihr selbst habt verächtlich über ihn gesprochen, dazu die Worte des Räuberhauptmanns, helft mir, diesen Kerl zu erledigen, er verdient das Amt nicht!“
„Von Herzen gern, dann wird der Ruf unserer Stadt wieder besser sein. Lasst uns nachdenken über verschiedene Möglichkeiten.“
Die letzte Stunde der Rückreise verging in den übermütigen Gesprächen wie im Flug, nur der Waffenmeister war besorgt wegen der waghalsigen Überlegungen des Prinzen, nachdem er ihm einen ungewöhnlichen Zugang zum Stadtgefängnis erläutert hatte.
„Bringt einfach morgen meinen Degen mit ins Rathaus, wenn Gerichtssitzung ist, bis dahin werde ich mir schon zu helfen wissen mit Eurem wunderbaren Schwert, das ich gern tragen werde nicht nur heute.“

Rodorian suchte sich am nächsten Morgen von der steilen rückwärtigen Seite den Zugang zum Gefängnis, den der Waffenmeister beschrieben hatte. Endlich fand er jenen Pfad, von dem aus er bei einigen der vergitterten Luken Einblick hatte. Er musste nicht lange warten, bis der Richter und seine Frau ihren täglichen Rundgang begannen. Sie stießen einen gefesselten Mann an, der apathisch in seiner Gitterzelle lag.
„Nun, willst Du uns immer noch nicht Deinen Namen sagen? Hast Du keine Verwandten, denen Du etwas wert bist? Unsere Geduld ist langsam zu Ende. Wir müssen die abscheulichen Räuber fangen, die unsere Grenze unsicher machen, vielleicht bist Du einer von ihnen? Rede, auf dem Platz vor dem Gericht wird bereits ein Galgen errichtet, wir brauchen keine unnützen Esser. Sag an, wer für Dich bezahlen wird oder Du baumelst im Wind.“
Der Gefangene drehte sich nur um und zeigte dem Richter und seiner Frau verachtungsvoll seine Kehrseite. Die schritten unbeeindruckt weiter um die Ecke zur nächsten Zelle. Rodorian hatte Mühe, über dem felsigen Weg Schritt zu halten. Gerade rechtzeitig kam er an der nächsten Luke an. Jetzt hatte offensichtlich die Frau des Richters das Sagen.
„Die Frage ist die gleiche wie seit Monaten, Estelle. Freude für uns oder Schmerzen für Euch, entscheidet Euch! Jeden Tag wird es Euch ein wenig mehr wehtun. Ihr braucht nur freiwillig meine Spalte zu lecken und meinen Mann zu saugen, um ihn danach in Euch einzulassen, Ihr hättet ein genussvolles Erlebnis und bald Eure Freiheit, wenn Ihr uns regelmäßig zu Willen wäret. Ihr sträubt Euch weiter? Heute wird Euch nicht der Stock begrüßen, wenn Ihr so ablehnend bleibt, sondern ein Büschel zierlicher Pflanzen. Schaut auf diese zarten Brennnesseln, sie werden versuchen, Euch zu ermuntern, uns gefügig zu sein. Jetzt werdet Ihr sie nur kosten, doch heute Abend bekommt Ihr den vollen Busch, der Euch mehr als nachdenklich machen sollte. Versucht nicht, Euch vor der feurigen Freundin zu verstecken, jetzt erhaltet Ihr nur einen Vorgeschmack, weil die Gerichtssitzung uns in Bälde verlangt. Heute Abend werden wir Euch spreizen, damit Euer Arsch und Eure Fut offen liegen zur Bestrafung durch einen Brennnesselbusch, der deutlich größer sein wird als diese zarten Pflänzchen. Doch selbst ihretwegen muss ich Handschuhe tragen. Vielleicht seid Ihr bis dahin geneigt, sowohl meiner Spalte als auch dem wackeren Glied meines Gatten die gebührende Aufmerksamkeit zu zollen. Nehmt diese Streicheleinheiten als Auftakt.“
Der Richter zog die gefesselten Arme der Frau an die Gitterstäbe, während seine Frau ihr den Rock nach oben schob und ihn im Bund feststeckte, so dass der gesamte Unterkörper frei lag. Dann schlug sie mit der Staude des brennenden Gewächses wahllos auf die Schenkel und den Hintern der gebundenen Frau ein. Schreiend versuchte die, sich der Qual zu entziehen. Doch sie hatte keine Chance. Schließlich stieß sie ein Bein nach der Richterfrau, um den quälenden Nesselbusch wegzutreten, doch genau darauf hatte die Hexe gewartet. Rasch stieß sie die Brennnesseln zwischen die nun offenen Beine, die sich ruckartig zusammenpressten und schmerzgepeinigt erneut auseinander zuckten. Das reichte dem Miststück, die Nesseln ganz nach oben zu schieben, wo sie mit langsamem Ziehen und Stoßen die Spalte der Frau peinigte. Nur kurze Zeit widerstand die Gefangene noch.
„Hört auf, bitte nicht mehr, hört auf, ich werde Euch zu Willen sein“, schrie die verzweifelte Frau.
„Schaut an, hat sich doch ein Argument gefunden, das Euch überzeugt! Ich hoffe, Ihr überlegt es Euch nicht anders bis heute Abend. Ihr werdet uns jetzt eine Kostprobe Eures guten Willens geben.“
Mit einem höhnischen Grinsen zog sie ihre Handschuhe aus, knöpfte die Bluse der drangsalierten Frau auf und drückte mit beiden Händen die Brüste, ehe sie eine davon in den Mund nahm und die freie Hand zwischen die Beine der Gefangenen schob. Die stöhnte auf, als ihre malträtierten Schamlippen aufgespreizt wurden, damit sich ein Finger den Weg in die Tiefe suchen konnte.
„So, jetzt bittet den gnädigen Herrn Richter, dass Ihr ihn mit dem Mund verwöhnen dürft. Schnell, unsere Zeit ist knapp!“
Schluchzend bat sie darum und er öffnete seine Hose. Dann wurde sie still, obwohl ihr die Tränen noch übers Gesicht liefen. Die Richterfrau begeisterte sich daran, dass die gezähmte Widerspenstige feucht wurde zwischen den Beinen und versenkte einen zweiten Finger.
„Ich finde, sie ist bereit, lasst uns die Stellung wechseln“, befand das böse Weib und schürzte sich selbst die Röcke. Sie zog das Gesicht der Gefangenen zwischen ihre Beine, während der Richter endlich die bisher abweisende Spalte durchstieß.
„Das wäre die erste Schlampe in unserem Gefängnis gewesen, die sich nicht gutwillig hernehmen lässt“, lachte er dreckig. „Aber ich will jetzt nicht in ihr kommen, das besorge ich am Abend, lass uns zu dem jungen Pärchen gehen, die sind nur noch heute verfügbar, ich muss sie leider entlassen, doch sie waren sehr willig nach einer verständlichen Schamzeit. Genießen wir sie zum Abschied.“
„Bis heute Abend, Estelle, überlegt es Euch nicht wieder anders, wo Ihr den ersten Schritt getan habt, es wird Euch sonst sehr, sehr weh tun. Besser, Ihr erfreut meinen Mann und mich. Es wachsen immer frische Nesseln nach. Solltet Ihr widerspenstig sein, bekommt Ihr einen Busch voll in Euren Schlitz. Mein Mann dürfte Euch besser da bekommen. Als Belohnung für Euren guten Willen bleibt Ihr ab sofort ungefesselt und könnt Eure Spalte streicheln.“
Empört hätte sich Rodorian am liebsten sofort auf dieses bösartige Weibsbild gestürzt, doch er konnte nichts tun von außen. Das junge Paar, zu denen der Richter und seine Frau nun wollten, konnte er leider nur zum Teil sehen. Selbst eine waghalsige Kletterpartie brachte ihn nicht viel weiter. Er hörte jedoch alles, was gesprochen wurde.
„Es ist euer letzter Tag im Gefängnis. Macht euch frei, ihr wisst, was wir wollen. Jetzt noch einmal und heute Nachmittag nach der Gerichtsverhandlung. Kommt, wir wollen euch noch einmal richtig vornehmen. Ja, spreiz deine Beine und nimm ihn. Und du verschaffst meiner Frau noch einmal das Vergnügen. Ah, ein wunderbares Erlebnis, schön weit die Beine.“
Der Richter rammte sich immer tiefer in die junge Frau und stieß gleichzeitig dem jungen Mann zwei Finger in den Arsch. Der bäumte sich auf und schoss seinen Samen in die Richterin, die jetzt das Kommando übernahm.
„Komm zwischen meine Beine und leck aus, was ich gerade erhalten habe. Schön tief hinein mit deiner Zunge, du hast es doch gelernt, wie ich es mag. Und du, gib mir deine Wurzel, ich möchte sie noch einmal lutschen.“
Das Mädchen stöhnte auf, denn der Richter wechselte die Eingänge und stieß nun hinten in sie. Wenig später nahm er sich auf die gleiche Weise den Jungen vor, um stets nach einigen Stößen zwischen ihnen zu wechseln. Schließlich konnte er den drängenden Samen ebenfalls nicht mehr halten und versenkt sich noch einmal in die enge Freudendose, um sie reichlich zu fluten.
„Ah, er steht dir schon wieder! Meine Frau ist ja auch eine begnadete Bläserin. Weil ihr so willig wart, dürft ihr den Rest der Zeit zu zweit allein in der Zelle verbringen. Zuerst schleckst du, was ich ihr gespendet habe, danach dürft ihr es meinetwegen miteinander treiben.“
Die Richterfrau lutschte ihren Mann blank, während das Mädchen sich auf den Mund ihres Freundes setzte. Nur gut, sie würden dieses infame Paar heute letztmalig ertragen müssen. Vorsichtig kletterte der Prinz auf einem weiten Weg wieder zum Eingang, wo er Leute damit beschäftigt sah, einen Galgen zu errichten. Rasch drückte er sich in eine Nische, als er die Frau des Richters auf den Stufen des Gefängnisses sah, die ihren Mann zu sich winkte. Das Paar setzte sich an den Tisch des Gefängniswärters und holte eine Flasche Wein aus einer Mauernische.
„Ein nettes Vergnügen mit den zwei Hübschen war das wieder. Wirklich schade, dass sie gehen dürfen. Vielleicht sind sie so dumm, erneut zu stehlen, dann haben wir sie bald wieder. Nun, dafür haben wir heute Abend endlich die Witwe des zu neugierigen Leiters der Polizeiwache für uns. Diese Estelle war mir zu lange widerspenstig. Ich hatte gehofft, sie als willigere Frau in unsere Betten zu bekommen. Niemand würde ihr später mehr glauben, wenn sie uns zu Diensten wäre in allem. Doch ich traue ihr nicht. Sie wird versuchen zu fliehen, selbst wenn sie heute sehr anstellig sein wird. Ich habe sie die Brennnesseln kosten lassen, nur deshalb war sie endlich bereit. Sie wird sich rasch erneut sträuben, wenn sie merkt, dass wir sie nicht entlassen. Nehmen wir uns dann einfach mit Gewalt von ihr, was wir wollen und verurteilen sie als Hexe, frei lassen dürfen wir sie keinesfalls. Sie würde zum König gehen, wie sie uns angedroht hat.“
„Ja, nehmen wir sie richtig her, so lange es uns gefällt. Zuerst hängen wir diesen störrischen Kerl, der nicht mit uns reden will, das macht sich gut im Kampf gegen die Räuber. Haben sich die Leute erst einmal daran gewöhnt, wird es kein Geschrei geben, wenn wir weitere baumeln lassen. Mit Estelle geht das leider nicht, sie ist zu bekannt noch in der Stadt. Doch halt, ich habe einen besseren Gedanken. Vorher genießen wir sie allerdings bis zuletzt. Warum war das Miststück auch so widerspenstig? Übergeben wir sie Zamorrota und seiner Bande, wenn wir genug von ihr haben. Die haben sicher nichts dagegen, sich eine Frau vorzunehmen, fünfzehn Männer am Stück sollten Estelle sehnsuchtsvoll an die Zeit denken lassen nur mit uns. Wenn die Bande ihrer überdrüssig ist, wird Zamorotta sie diskret verschwinden lassen und wir haben keinen Ärger.“
Lachend ging das Richterpaar ins Haus. Rodorian hätte sie am liebsten sofort erschlagen, doch er beherrschte sich und lief zum Waffenschmied, um ihm seine neuen Erkenntnisse mitzuteilen. Gemeinsam gingen sie zum Gericht, wobei der Waffenmeister Rodorians Degen unter einem Tuch verbarg. Auf dem Marktplatz wurden gerade die letzten Bretter für das Podium des Galgens eingesetzt. Die Leute außer dem Gerichtsdiener schauten nicht glücklich dabei aus.
„Macht Kleinholz aus allem, dem Galgen, dem Podium, in diesem Land gibt es keine Todesstrafe. Zersägt und zerhackt alles, schenkt es den armen Leuten für den Winter!“
Freudig machten sich die Leute ans Werk, ohne zu fragen, woher der Befehl kam. Ihnen genügte, dass der Waffenmeister Fabritius bestätigend nickte. Der Prinz und Fabritius marschierten entschlossen zum Gericht, um weiteres Unheil zu vermeiden. Der Gerichtsdiener folgte ihnen mit finsterer Meine.
„Nehmt Euren Degen, Ihr werdet ihn brauchen, damit es kein unnötiges Blutvergießen gibt“, warnte der besonnene Waffenmeister.
„Ich hatte mich gestern so gut an Euer Schwert gewöhnt“, murrte der Prinz, „dieser bösartige unsägliche Richter hätte es verdient!“
Doch der Waffenschmied schüttelte nur den Kopf.
„Ihr habt gerade den Galgen abreißen lassen, um Willkür zu verhindern, wollt Ihr das Faustrecht neu aufleben lassen stattdessen? Es ist schwer, den gerechten Zorn zu zügeln, doch Ihr müsst Vorbild sein. Lasst uns die Waffen tauschen.“
„Danke, Fabritius, dass Ihr die Weisheit habt, wo meine ungestüme Jugend manchen Fehler begehen würde, bleibt mein väterlicher Berater fürderhin. Doch jetzt lasst uns diesen unsäglichen Richter zur Strecke bringen, auch ohne Schwert.“
Rodorian und Fabritius mischten sich möglichst unauffällig unter die Leute, die dem Gerichtstag beiwohnen wollten. Zuerst wurde der Mann vorgeführt, der sich so hartnäckig geweigert hatte, dem Richter über seine Person Auskunft zu geben. Kurz und bündig beschuldigte ihn der Richter, einer der gefürchteten Räuber zu sein und verurteilte ihn zum Tode am Galgen. Gebieterisch erst, fassungslos und mehr als zornig dann zeigte seine Hand durch das Fenster, wo gerade der Galgen fiel.
„Wer wagt es, den Galgen zu stürzen, der Räuber und anderes Gelichter in die Hölle schicken soll?“, donnerte er. „Auf der Stelle sorgt für Aufklärung, Gerichtsdiener! Schafft die Frevler herbei, damit ich sie richten kann!“
Der lief schnell hinaus, kam jedoch nicht zurück. Rodorian sprang nach vorn.
„Wie könnt Ihr es wagen, einen Angeklagten zum Tode zu verurteilen, ohne ihm eine Verteidigung zu gewähren? Ihr seid ein jämmerlicher Richter, der nicht verdient, dieses Amt auszuüben.“
„Hütet Euch, wer immer Ihr seid, mein Urteil in Frage zu stellen! Weist Euch aus, wenn Ihr diesen Mann verteidigen wollt, doch wisst, nur ein gelehrter Advokat oder ein Edelmann hat das Recht dazu.“
„Der Graf Attilandis hat wohl das Recht, Bedrängten beizustehen, wollt Ihr das bestreiten, Richter?“
„Natürlich nicht, doch wer beweist, dass Ihr dieser Graf seid und nicht ein Gaukler“, erwiderte der Richter höhnisch und gebot, den neuen Störenfried festzunehmen.
Doch der Gerichtsdiener war nicht da, kein anderer der Anwesenden machte Anstalten, den Weisungen des Richters zu folgen, im Gegenteil, sie äußerten unverhohlen ihre Sympathie für den Mann, der sich nach langen Jahren als Erster gegen den Richter stellte. Wieder einmal flog der Degen des Prinzen zischend aus der Scheide, der Waffenmeister gab ihm Deckung.
„Das Königswappen!“, raunte es durch den Saal.
Völlig verunsichert schaute der Richter auf den Degen, der sich auf seiner Brust festsetzte.
„Ja, das Königswappen! Ihr seid zu dumm, den Grafen Attilandis zu kennen, den Prinzen von Montesinien. Ihr seid verhaftet unter dem dringenden Verdacht des Missbrauchs Eures Amtes und der Zusammenarbeit mit den Räubern im Grenzgebiet. Alle laufenden Verfahren werden sofort niedergeschlagen, ich werde das Gefängnis umgehend öffnen lassen, die Fälle prüfen und für morgen ein Verfahren gegen diesen unwürdigen Mann und seine Frau eröffnen. Es ist mir wohlbekannt, dass sie oft genug die treibende Kraft ist hinter ihrem Mann. Ich war selbst Zeuge heute ihres bösartigen Treibens. Bringt sie beide ins Gefängnis, entlasst die dortigen Gefangenen, doch ich will vorher mit ihnen sprechen. Waffenmeister, Ihr sorgt dafür, dass alles nach meinem Willen geschieht! Führt zuerst diesen Verbrecher ab und vergesst seine Frau nicht. Verwahrt sie sicher dort, wo sie Unschuldige eingekerkert haben. „
„Wie Ihr befehlt, Hoheit“, erwiderte Fabritius mehr als erfreut.
Das mächtige Schwert zielte umgehend auf den bisher so mächtigen Mann, mit der anderen Hand packte Fabritius ihn am Kragen und führte ihn geradewegs aus dem Gerichtssaal ins Gefängnis. Das Gerichtsgebäude leerte sich in Sekunden, die Ereignisse flogen wie ein Sturmwind durch die Stadt. In diesem Durcheinander versuchte auch die Frau des Richters zu verschwinden, doch Rodorian hatte ein Auge auf sie. Er gebot zwei Männern in ihrer Nähe, sie festzuhalten, bis Fabritius sie ebenfalls abführen konnte. Sie schäumte, schrie, biss wild um sich, bis einer der Männer ihr einfach das Kleid zerriss und mit den Fetzen ihre Hände auf den Rücken fesselte. Obwohl nun ihre Brüste offen heraushingen und ihr Arsch ebenfalls unbedeckt war, wütete sie weiter, bis es den beiden Männern zu viel wurde. Einer zog sie auf seine Knie, während der andere krachend ihren Arsch versohlte. Der erstere nahm die Gelegenheit wahr, ihre Brüste alles andere als zart zu packen, was den anderen veranlasste, ihr grob zwischen die Beine zu greifen und heftig in ihre Fut zu stoßen. Sie wären wohl noch gröber mit ihr umgesprungen, wenn Fabritius sie nicht inzwischen übernommen und ins Gefängnis geschleift hätte.

Wenig später saß Rodorian mit Fabritius im Wohnzimmer des bisherigen Richters und ließ die Gefangenen kommen. Die meisten saßen wegen Lappalien, die nur dazu dienten, den Richter mit zusätzlichem Geld zu versorgen. Sie konnten freigekauft werden, mussten sonst für das Essen zahlen. Erfreut nahmen sie ihren Freispruch zur Kenntnis und gingen erleichtert nach Hause. Doch es gab auch schwierigere Fälle.
Ein junges Paar war wegen Mundraub ins Gefängnis gekommen, sie hatten nichts, er suchte Essen für beide. Er war zu vier Wochen verurteilt worden, sie hatte sich in Liebe bereit erklärt, die Haftzeit mit ihm zu teilen. Das Richterpaar nutzte die Gelegenheit, sich die jungen Leute gefügig zu machen, sie sollte dem Richter zu Willen sein, er der Frau. Als sie sich weigerten und er den Richter zu schlagen versuchte, nachdem der sich an der jungen Frau vergriff, wurde ihre Strafe ohne irgendeine Verhandlung um ein Vierteljahr verlängert. Nur zwei Monate Haft, wenn sie sich endlich willfährig zeigten, schlug der Richter ihnen danach vor. Nur zögernd waren sie bereit gewesen, den Gelüsten des Richterpaares nachzugeben. Dennoch schienen die beiden jungen Leute nicht sehr glücklich zu sein über ihre Freilassung. Verwundert fragte Rodorian nach dem Grund.
„Verzeiht, Hoheit, wir stehen ohne alles da. Die Not hatte uns zum Mundraub verführt und ins Gefängnis gebracht. Jetzt sind wir in derselben Situation.“
„Habt Ihr keine Verwandten in der Umgebung, die Euch helfen können?“
„Leider nein, wir kommen von weit her, aus dem kleinen Streifen zwischen Wüste und Meer im Süden, doch da war unseres Bleibens nicht. Wir haben von dort den weiten Weg auf uns genommen, in der Hoffnung, in einer großen Stadt Arbeit zu finden, doch unser Erspartes ging für die Postkutschen weg und für ein wenig Essen. Wir haben im Freien übernachtet, zuletzt hatten wir nicht einmal Geld fürs Essen. Was soll nun aus uns werden?“
„Bleibt einstweilen hier und versorgt Euch in der Küche des Richters, ich erlaube es Euch. Ich werde nachdenken und vielleicht einen Vorschlag machen, wie Ihr Euer Brot verdienen könnt. Kommt am späteren Nachmittag wieder.“
Erleichtert verließen die jungen Leute das Zimmer. Dafür traten zwei junge Frauen, fast noch Mädchen ein und wollten wissen, was mit ihnen geschehen sollte. Sie hatten bisher den Haushalt des Richterehepaares versorgt, das Essen für die Gefangenen bereitet und das Gefängnis sauber gehalten. Rodorian kam in Verlegenheit. Er hatte gerade das Gefängnis entvölkert und nur das Verbrecherpaar in Verwahrung.
„Geht in die Küche zu dem jungen Paar und esst miteinander, der Prinz wird am Nachmittag entscheiden über alle Fälle, versorgt zudem Estelle Martinez und den anderen Mann, holt sie dazu „, verhalf Fabritius ihm zu einer Pause. „Bringt uns ebenfalls ein wenig, nur leichte Kost und erfrischende Getränke.“
„Danke, Fabritius, eine Unterbrechung ist wahrlich nötig. Dabei haben wir wohl erst die schlimmsten Fälle aufgedeckt. Ich mag mir nicht vorstellen, was alles noch kommt.“
„Viele werden jetzt den Mund öffnen, wo sie das Recht wieder spüren, ich hörte unlängst von überhöhten Pachtzinsen für Ländereien, von denen ich mir nicht sicher bin, ob sie dem Richter gehören.“

Nach dem Essen nahmen sich Rodorian und Fabritius die nächsten Fälle vor.
Besonders schlimm erschien der Fall der Frau Martinez, den Rodorian selbst beobachtet hatte. Ihr Mann hatte sich als Polizeileutnant gegen das offensichtliche Unrecht gewehrt und war plötzlich tot aufgefunden worden, der Richter schob den Mord auf die Räuber. Aber die Frau resignierte in ihrer Trauer nicht. Sie hatte beschlossen, sich in Montesira zu beschweren, doch sie wurde bei ihrer Abreise heimlich ins Gefängnis gebracht, wo sie monatelang dem Drängen des Richterpaares ausgesetzt war, sich ihnen freiwillig hinzugeben. Als willige Gespielin würde ihr niemand glauben nach langer Zeit. Sie schämte sich, dass ihr Widerstand heute gebrochen worden war.
„Ich habe es am Morgen beobachtet, ohne Euch helfen zu können, Frau Estelle. Doch heute soll Euch Genugtuung widerfahren. Fabritius, wollt Ihr nicht das vakante Richteramt in Alvenutra übernehmen? Ihr seid ein ehrenwerter gerechter Mann.“
„Eine große Ehre, mein Prinz, doch versteht meine Entscheidung. Ich bin ein Mann des Handwerks, nicht der kniffligen Paragraphen, Ihr habt erlebt, wie sie verbogen wurden. Wenn Ihr gestattet, ich hätte einen anderen Vorschlag. Estelle hat das Unrecht am eigenen Leib verspürt, sie wäre eine Richterin mit einem absoluten Gerechtigkeitssinn. Ich bin bereit, gelegentlich als Nebenrichter an ihrer Seite zu sitzen, sie wird andere ehrenwerte Bürger finden, die ihr gern zur Seite sitzen und sie in Ihrem Entschluss sicher oder nachdenklich machen.“
„Das kann ich nicht, Hoheit, ich bin nicht ausgebildet dafür“, wehrte sich die Witwe.
„Die wichtigste Ausbildung, die Ihr braucht, wird Euer Herz, Euer Gefühl sein. Den Rest lernt Ihr in der Zeit. Bleibt jetzt einfach bei uns als zweite Nebenrichterin und entscheidet mit in den folgenden Fällen, ich kenne das Leben in Alvenutra nicht und muss entscheiden, das möchte ich Ortskundigen übergeben fürderhin. So bekommt Ihr erste Praxis. Ein wahrlich ausgezeichneter Vorschlag von Euch, Meister Fabritius, Ihr entzieht Euch geschickt und präsentiert zugleich eine mehr als vorzeigbare Kandidatin. Ich werde Euren Vorschlag mit allen anderen Informationen dieser Tage nach Montesira schicken. Doch mein Wohlwollen habt Ihr bereits, Frau Estelle. Und das der Königin sowieso, höchstens mein Vater wird mehr scherzhaft grummeln, ob die Frauen nun die Macht übernehmen wollen. Ab dem folgenden Tag setze ich Euch mit der mir von meinem Vater verliehenen Rechtskraft als Richterin in Alvenutra ein. Die endgültige königliche Bestätigung per Urkunde wird nicht lange auf sich warten lassen.“
Noch einmal wollte die Witwe sich widersetzen. Mit einem Fingerzeig machte er sie still, lud die jungen Mädchen oder Frauen vor, die bisher als Haushaltshilfen für das Richterehepaar und das Gefängnis gearbeitet hatten und hieß sie sprechen.
„Wir sind Waisen, so lange wir uns erinnern können und sind im Waisenhaus aufgewachsen. Man hat uns Maria und Marietta genannt. Wir haben später mit den Jahren manche Aufgaben übernommen im Waisenhaus wie kochen und putzen, wir haben für die kleineren Kinder Kleidung genäht und repariert, ihnen geholfen, das Lesen, Schreiben und Rechnen zu verstehen, haben im Garten gearbeitet, doch irgendwann war unseres Bleibens nicht mehr im Waisenhaus, als wir zu alt wurden. Das Richterpaar hat uns zu sich genommen vor über einem Jahr, damit wir ebenfalls putzten und kochten für den Richter und seine Frau und dazu die Gefangenen versorgten, doch bereits am ersten Abend machten sie uns klar, dass sie mehr von uns wollten. Sie nahmen uns mit in ihr Schlafzimmer, nahmen uns das Wenige, was wir an Kleidung hatten, wie sie sich selbst entkleideten. Marietta schrie unter dem Richter, als er sie zur Frau machte, ich musste an seiner Frau wiederholen, was sie mir zeigte. Später wurden wir getauscht und ich schrie. Seitdem holten sie uns, wann es sie gelüstete, oft mehrmals in der Woche, in ihr Bett. Sie haben uns hart gezüchtigt, wenn wir nicht wollten, also ertrugen wir es lieber. Wir bekamen Essen und eine Nachtstatt, sie nahmen uns in den letzten Wochen nur noch selten und kümmerten sich mehr um das gefangene Pärchen, das inzwischen willig war. Was sollten wir tun? Wir hatten niemand, wir hatten Hunger. Wir haben uns daran gewöhnt.“
„Wieso seid Ihr nicht schwanger geworden in dieser Zeit?“
„Die Richterfrau hat sehr genau darauf geachtet, wann wir unpässlich waren und gerechnet, wann ihr Mann nicht in uns spritzen durfte. Sie wollte keine plärrenden Bälger, die uns nur von der Arbeit abhielten, teilte sie uns mit, wir sollten gefälligst selbst mit aufpassen.“
In Rodorian blitzte eine Idee auf. Wären das nicht die perfekten Frauen für die Söhne des Tuchhändlers? Das Leben würde ihnen endlich die Sonnenseite zeigen.
„Auch wenn es Euch bisher schlecht erging, wollt Ihr nicht künftig ein angenehmeres Leben führen, einen Ehemann finden, Kinder haben?“
„Wie sollten wir das, Hoheit? Wir sind bettelarm, selbst unsere dürftigen Gewänder haben wir uns selbst herstellen müssen. Kein Mann wird uns wollen.“
„Da bin ich anderer Ansicht, ich kenne zwei junge, ansehnliche Burschen, nur wenig älter als Ihr beide, die in ihrer kleinen Stadt keine Braut finden, ich bin für sie nebenbei als Brautbitter unterwegs, sie wären begeistert von Euch. Estelle, notiert, dass die Mädchen noch ihren Lohn bekommen sollen für die Zeit ihres Dienstes hier. Helft ihnen später, passende Kleider für die Reise zu finden. Die Richterin hat sicher mehr als genug davon, das versteht Ihr als Frau wohl besser als ich zu regeln. Maria, Marietta, Ihr haltet Euch bereit, Eure Nachfolger einzuweisen, übermorgen macht Euch reisefertig in Euer künftiges Leben.“
Mit großen Augen verließen die Mädchen das Zimmer und wisperten bereits mit geröteten Wangen miteinander.
„Nun, Frau Estelle Martinez, Ihr seid noch jung, noch nicht einmal Mutter, wie ich annehme. Ich bin, obwohl man das einer Dame gegenüber nicht erwähnen soll, ein wenig jünger als Ihr. Aber die Zustände hier zwingen mich dazu, zu handeln und zu entscheiden. Ich bin unterwegs in unserem Reich, um solche Missstände zu beseitigen, das konnte ich ebenfalls nicht vor Monaten. Ich musste mich ihnen stellen. Nur mit Hilfe solcher Freunde wie unseres Waffenmeisters kann ich meine Mission erfüllen. Versichert Euch seiner Unterstützung und gewinnt weitere Freunde, dann bin ich nicht besorgt um Alvenutra. Wieso bekomme ich eigentlich nicht den Bürgermeister zu Gesicht in diesem turbulenten Geschehen?“
„Weil der Richter sich selbst zum Bürgermeister gemacht hat. Er kam vor sieben oder acht Jahren nach Alvenutra und wurde Gehilfe unseres alten Richters. Leider war unser Bürgermeister ebenfalls recht alt. Der neue Richtergehilfe Pardrosena war damals durchaus hilfsbereit und verständnisvoll, warum sollte er nicht als Richter nachfolgen? Über die ersten Jahre seiner Zeit als Richter gab es kaum Klagen. Erst als er noch das Amt unseres wenig später verstorbenen Bürgermeisters übernehmen wollte, regte sich erster Unmut. Doch er setzte sich durch mit seinem Versprechen, nur ein Gehalt zu beanspruchen und die Last der Abgaben zu senken. Mehr als doppelt und dreifach holte er sich alles zurück, kaum, dass er im Amt war und alle Macht in seinen Händen hatte“, erläuterte Fabritius.

Schließlich wurde der Mann vorgeführt, der bisher so beharrlich geschwiegen hatte.
„Es ist Euer Recht, auch weiterhin zu schweigen, doch wenn Euch Recht widerfahren soll, bedarf es Eurer Mithilfe. Seid unbesorgt in Eurer Rede, der unwürdige Richter Pardrosena sitzt in Gewahrsam und erwartet seine gerechte Strafe.“
„Pardrosena, ha, das ist mein Name, den er mir gestohlen hat wie meine Frau! Ich bin Bernardo Pardrosena! Wir kommen alle drei aus Valdesiran. Die bösartige Pute kann er gern behalten, doch er hat mein Leben zerstört. Ich hatte die Schlampe geheiratet ohne zu ahnen, dass sie ihrem Bruder Carlisto, einem Nichtsnutz und Faulpelz, zugetan war. Ich war Fahrer oder Kutscher für große Warenladungen, oft kam ich höchstens einmal in der Woche nach Hause. Irgendwann lag er bei ihr im Bett, als ich früher heimkam. Ich war am Überlegen, wie ich das verarbeiten sollte für mich, da donnerte ein schwerer Stein auf mich. Ich erwachte von einer eisigen Nässe. Meine Frau und ihr brüderlicher Galan hatten mich erbarmungslos in den Fluss geworfen. Das Frühjahrshochwasser verhinderte, das ich mir weiter den Kopf aufschlug und starb, im Gegenteil, die wirbelnden Wasser hielten mich am Leben, brachten mich sogar durch die Stromschnellen, bis ich irgendwann irgendwo nach den Stromschnellen aus dem Fluss geborgen wurde von hilfreichen Fischerleuten, fernab von meiner Heimat. Doch mein Erinnerungsvermögen war gelöscht. Nichts wusste ich mehr, nicht, woher ich kam oder wer ich war. Nur meine Geschicklichkeit im Umgang mit Pferden war nicht verloren gegangen. Ich gab mir einen Allerweltsnamen, wurde wieder Warenlenker, das konnte ich. Erst Jahre später kamen die Erinnerungen bruchstückhaft zurück. Vor zwei Monaten wurden unsere Wagen überfallen nahe der Grenze, ich bekam einen Schlag auf den Schädel, wurde bewusstlos und weckte hier im Gefängnis auf, wusste plötzlich wieder alles. Ich sah meine Frau und den Lump von Bruder und erinnerte mich, als ob es gestern war. Sie haben mich nicht erkannt mit meinem Bart nach wohl einem knappen Jahrzehnt. Ich durfte nicht sprechen, damit sie mich nicht doch erkannten, es wäre mein Todesurteil gewesen. Ich hätte nicht geglaubt, dass ihre Bösartigkeit so weit gehen könnte, unschuldige Menschen an den Galgen zu bringen. Ich weiß nicht, wie sie hier Richter werden konnten, sie sind Valdesiraner. Ich danke Euch, dass Ihr das Schlimmste verhindert habt.“
„Es lohnt wohl nicht der Nachforschung hier, ich werde sie mit Vergnügen an Herzog Cortese übergeben nach Euren Aussagen. Er sucht sowieso die Verbündeten der Räuberbande. Ihr müsstet allerdings als Zeuge am Hof dort erscheinen, wenn der Gerechtigkeit Genüge getan wird. Ich gebe Euch ein Schreiben an den Herzog mit, holt es Euch morgen hier ab, vielleicht können wir bis dahin das Vermögen der Verbrecher finden. Wie geht es mit Euch weiter?“
„Macht Euch keine Sorgen, ich danke Euch nochmals, dass Ihr mich rechtzeitig vor diesen Lumpen gerettet habt. Ich werde wieder Waren durch die Lande führen.“
„Nun, eine Entschädigung für die erlittene Haft werdet Ihr nicht ablehnen. Schreibt auf, was Ihr wisst. Mein Berater und Freund Fabritius wird gemeinsam mit Frau Estelle Martinez das Vermögen des verbrecherischen Paares prüfen und alle Geschädigten gerecht bezahlen. Gönnt Euch einige Nächte auf Gerichtskosten in Alvenutra und erholt Euch, bis Ihr bezahlt werdet. Estelle, Fabritius, ich denke, den Rest der Vernehmungen schaffe ich allein. Ihr habt die schwerere Aufgabe, das veruntreute Geld zu finden und zu sichern, durchsucht alle Gebäude, jedes Zimmer und sonstige Besitzungen der verbrecherischen Lumpen. Denkt an mögliche Verstecke, doch zuerst geht zur Bank, ich stelle Euch eine Bevollmächtigung aus. Ich hätte nicht gedacht, das königliche Siegel zu brauchen auf der Reise. Mein Vater ist doch ein weiser Mann. Wir sehen uns in vier Stunden wieder hier zum Abendessen. Fabritius, bringt Eure Frau und Euren Sohn mit, ich muss mich bei Eurer Gattin entschuldigen, dass ich Ihr den Mann und Sohn entführt und in Gefahr gebracht habe.“
„Sie war sicher froh, mich einige Zeit nicht zu sehen, meine Unzufriedenheit ob der Zustände in unserer Stadt ließ ich ungewollt oft knurrend aus am Abend. Doch sie wird erfreut sein, Euch kennen zu lernen, mein Prinz. Für meinen Sohn seid Ihr sowieso der Held seit gestern. Bis in vier Stunden, mein Prinz.“
Da meldete sich der bislang so schweigsame Mann noch einmal zu Wort.
„Wenn Ihr erlaubt, Hoheit, könnte ich wohl helfen bei der Suche. Immerhin war ich fast vier Jahre der Mann dieses schändlichen Weibes, ich kenne ihre Eigenheiten. Sie hat immer alles irgendwo aufgeschrieben, Ausgaben, Einnahmen, Preise. Ich dachte, sie würde es aus Sparsamkeit tun, doch ihr war vor allem wichtig, immer und überall Bescheid zu wissen und Nutzen daraus zu ziehen. Ich bin sicher, sie hat hier Bücher geführt, die Euch helfen.“
„Ich danke Euch, Pardrosena. Ihr werdet sicher eine wertvolle Hilfe sein, schließt Euch bitte meinen beiden Nebenrichtern an und besprecht mit ihnen, wie Ihr Euch das Suchen vorstellt.
Halt, einen Moment noch, die Ämtertrennung muss unbedingt wieder vollzogen werden, Ihr habt gesehen, wohin es führt, wenn Legislative, Judikative und Exekutive in einer Hand sind. Dem Richteramt seid Ihr noch entkommen, Fabritius, nicht zuletzt dank Eures famosen Vorschlages. Für den Bürgermeister denkt Euch keine Ausreden aus. Genug Zeit, um einige vorzügliche Schwerter zu schmieden, sollt Ihr haben, macht Euren Sohn zum Waffenmeister und stellt einen Gesellen ein. Ich kenne einen beliebten Bürgermeister, der ist Weinbauer und Badbetreiber dazu. Heute Abend erwarte ich Euer beider zustimmende Antwort. Bis morgen stehe ich an Eurer Seite, ab übermorgen liegt das Wohl und Wehe Alvenutras in Euren Händen. Jetzt sichtet und holt, was dieses grässliche Paar zusammengerafft hat.“

Erneut kam das junge Paar ins Zimmer, das sich oft genug dem Richterpaar ergeben hatte und das so schwierig zu beurteilen war. Rodorian machte umgehend klar, dass er ihnen nicht völlig glaubte und auf eine ehrliche Antwort wartete. Einen langen Moment schaute sich das Pärchen an, bis die junge Frau unmerklich nickte.
„Wir lieben uns seit langem, doch wir dürften es nicht. Noresmi ist meine Halbschwester, doch das wissen wir erst seit wenigen Monaten. Ihre Mutter und die meine sind Schwestern. Zwischen Cousins und Cousinen sieht man das nicht mehr so verboten an, es geschieht in genug der edlen Häuser. Doch wir haben den gleichen Vater, wie wir erfuhren, als unsere Eltern uns zusammen entdeckt hatten. Sie mussten sich offenbaren vor uns. Es gibt wenig Arbeit in unseren kleinen Flecken, deshalb sind die Männer oft nach Carterango gegangen, in die große Stadt am Meer, und haben auf Schiffen angeheuert. Lange waren sie weg mitunter, und so hat mein Vater mich und Noresmi gezeugt, weil die Schwester, meine Mutter, nicht so lange ohne Mann sein wollte, bis ihrer zurück kam von langer Reise. Die Männer waren sich nicht feind, im nächsten Jahr bestellte Noresmis offizieller Vater den Garten der Schwestern und die Saat spross erneut doppelt. Mit einem unserer jüngeren Geschwister sind wir so nicht eng verwandt, doch ich hatte mich in Noresmi verliebt. Zufällig waren beide Elternpaare zu Hause, als sie mich mit meiner Schwester oder Halbschwester entdeckten, und sie waren sich einig, dass ich ebenfalls zur See musste, um von ihr getrennt zu sein, die Bande waren zu eng bereits. Der Tag meiner Abreise wurde beschlossen, ich bekam das nötige Fahrgeld für die Postkutsche und Geld für eine Wegzehrung, dann sollte ich mich auf einem Schiff verdingen und als Matrose anheuern. Auf der ersten Poststation glaubte ich nicht, was ich sah. Meine geliebte Noresmi erwartete mich. Sie war einfach ausgerissen von zu Hause, um bei mir zu sein. Wir haben den Weg nach Alvenutra gewählt, doch unsere Mittel waren mehr als bescheiden, um zu zweit die Flucht zu bestehen. Nun wisst Ihr, warum wir uns ein paar Pfirsiche und Apfelsinen stehlen mussten und warum wir so mittellos sind wie vorher. Es war wahrlich nicht schön, diesem perversen Paar zu Willen zu sein, doch es war das kleinere Übel. Wir hatten ein Dach über dem Kopf, wir bekamen zu essen. Sie waren erfahrener als wir, brachten uns bei, wonach es ihnen gelüstete. Ich muss gestehen, dass es mich nicht unberührt ließ, als diese Frau meiner Noresmi die Beine spreizte und so lange nicht aus ihr ging, bis sie zerfloss wie sonst nur unter mir. Ihr Mann nahm sie umgehend, die Frau nutzte meine Erregung und spießte sich auf mich. Das war der Anfang aller Varianten, die wir bekamen. Mit der Zeit gewöhnten wir uns sogar daran, zumal diese Leute oft genug ihren Spaß hatten, es zu dritt und zu viert zu treiben. So bekam ich hin und wieder sogar meine Liebste. Es war für uns schrecklich, wie sie sich an uns bedienten, und doch kann ich nicht verhehlen, dass wir ziemlich viel bei ihnen gelernt haben, auch nur unter Frauen oder nur unter Männern. Jetzt sind wir frei und wissen doch nicht, wie wir leben sollen.“
„Ich kann Euch nicht viel bieten. Der Gerichtsdiener ist verschwunden, offensichtlich war er mit dem Richter und den Räubern im Bunde. Wir brauchen einen neuen. Die Mädchen, die bisher gekocht und geputzt haben, werden mit mir ziehen. Die Plätze werden frei. Könntet Ihr Euch mit diesen Arbeiten begnügen in nächster Zeit, bis Ihr Besseres findet?“
„Ihr habt für uns beide einen Weg? Wir sind wahrlich nicht anspruchsvoll, von Herzen gern nehmen wir das Angebot an, lieber Prinz. Euch würde ich viel lieber willkommen heißen als den Richter. Oh, pardon, das hätte ich nicht sagen dürfen“, entschuldigte sich die junge Frau.
„Warum nicht, auch ich bin nur ein Mann, der Frauen verfällt, wenn sie zeigen, dass sie mich mögen.“
„Was meine Schwester sagen will, sie hat es sogar hin und wieder genossen, vom Richter genommen zu werden, vor allem, als sie uns beide bekam oder zuschaute, wie ich in der anderen Frau versank und sie den anderen Mann spürte. Wir hatten es uns nicht so gewünscht, doch wir haben uns angepasst, konnten letztlich irgendwie damit leben. Doch heute hat sie den Wunsch, Euch und mich zu erleben, ohne Zwang, aus freiem Genuss. Wir sind endlich wieder frei und dürfen frei entscheiden.“
„Eure Schwester würde schwanger werden. Jede Frau wird es derzeit, wenn ich sie nehme.“
„Umso besser, das löst unser schwierigstes Problem. Wir sind einander so eng verwandt seit den Eltern mindestens, dass wir Sorge tragen für ein gemeinsames Kind. Es wäre wunderbar, wenn Noresmi durch Euch Mutter würde. Wir lieben das Kind, unser Kind, schon heute.“
Prinz Rodorian sah kein Hindernis, dem Wunsch umgehend im Wohnzimmer des bisherigen Richters Rechnung zu tragen. Wohl war der junge Mann verblüfft, dass seine Schwester einschlief, nachdem sie den Prinzen bis zum Ende in sich empfangen hatte, doch Rodorian erklärte ihm, dass sie nun auf dem Weg waren, Eltern zu werden. Völlig überrumpelt wurde er dafür mit dessen Wunsch, für ein Geschwisterkind zu sorgen in elf oder zwölf Monaten. Nur nach seiner Zusicherung verließen die Geschwister ihn später, als Noresmi erwacht war und die Zusammenhänge begriff. Oft wollte er sich nicht derart binden, er stand schon im Wort des Herzogs und seiner Tochter, jetzt die reizende Halbschwester, die so sehr in ihren Halbbruder verliebt war.
Entspannt lehnte sich der Prinz zurück auf der einladenden Chaiselongue und war fast so schnell entschlummert wie die von ihm vorhin geschwängerte Frau. Irgendwann fühlte er sich von zarter Hand geweckt. Er blinzelte nur kurz und sah, wie sich die Waisenmädchen an ihm zu schaffen machten und sich dabei selbst gegenseitig Stück für Stück entblätterten. Es wurde schwer für Rodorian, sich weiter schlafend zu stellen, weil die jungen Frauen, längst entblößt, sehr direkt auf seine Mitte zielten. Schon saß eine auf ihm und ritt ihn vorsichtig, während die andere sich seine Hand zwischen die Beine holte.
„Mädchen, was tut Ihr?“
„Ihr habt uns versprochen, Prinz, uns zu unseren künftigen Männern zu führen, wir wollen Euch vorher! Es ist ein gerechter Ausgleich für die Zeit hier, dass wir uns einmal selbst einen Mann aussuchen dürfen für eine Nacht. Wir wollen Euch. Oder gefallen wir Euch nicht?“
„Viel zu sehr, doch ich würde Euch schwängern. Und der heutige Abend ist schon ausgefüllt mit Estelle Martinez und Fabritius mit seiner Familie.“
„Das wissen wir bereits, wir werden ein schönes Mahl richten. Doch bis dahin ist Zeit genug für eine Probe, ich steige nicht ab von Euch, bis Ihr gekommen seid in mir.“
„Und mir sollt Ihr Gleiches geben wie meiner Schwester Maria. Ich beneide sie, dass sie Euch vor mir spüren kann.“
Rodorian wollte nicht mehr streiten mit ihnen und widmete sich den jungen Hübschen mit Kraft und Zärtlichkeit. Die Mädchen hatte er so weit früher zum Fließen gebracht, ehe er sich in Ihnen ergoss. Sie waren nacheinander eingeschlafen, um das neue Leben tief in sich zu betten. Trotzdem waren sie wohl rechtzeitig genug aufgewacht, um den Tisch reich zu decken, zumal das Geschwisterpaar ihnen dabei half.

„Verzeiht, mein Prinz, dass wir einen weiteren Gast mitbringen. Doch zuerst erlaubt mir, Euch meine Frau Arabella vorzustellen, meinen Sohn Crispin kennt Ihr bereits.“
„Es ist eine Schande mit diesem Grobschmied, dass er mir so einen wundervollen jungen Mann tagelang vorenthält!“, funkelte die Gattin des Waffenschmieds den Prinzen mit ihren strahlenden Augen an und küsste ihn ungeniert auf den Mund. „Ich weiß nicht, was Ihr mit meinem Brummbär gemacht habt, doch er ist wie ausgewechselt. Noch vor einer guten Stunde wirft er mich ins Bett, wo ich doch mit den Vorbereitungen beschäftigt war für den Besuch bei Euch, nun seht Ihr das Ergebnis, völlig derangiert und unfertig muss ich vor Euch treten.“
„Oh, wenn ein solches Ergebnis daraus entsteht, dann werde ich ein Gesetz erlassen, dass den Frauen eine Stunde Spiegel weniger und eine Stunde Bett mehr verordnet. Ihr seht mehr als bezaubernd aus, Frau Arabella. Seid froh, dass Fabritius mein Freund ist, sonst wäret Ihr nicht sicher vor mir“, schmeichelte Rodorian der temperamentvollen Frau weiter. „Fabritius, Ihr habt entschieden, Pardrosena mit einzuladen, ich heiße ihn willkommen, er muss sich in kurzer Zeit Euer Wohlwollen verdient haben, Ihr wählt sonst eher bedächtig.“
„In der Tat, mein Prinz, wir hatten Gelegenheit, uns heute Nachmittag ein wenig bekannter zu machen bei der Suche nach den zusammengeraubten Gütern des Richters und dessen Schwester. Estelle und ich hätten wohl nicht ein Viertel davon gefunden, was Pardrosena aufgespürt hat. Ihr werdet es nicht glauben, wenn Ihr das ganze Ausmaß erfahrt, dabei sind wir noch längst nicht sicher, ob wir bereits alles gefunden haben. Deshalb wird Pardrosena die nächsten Wochen hier in Alvenutra bleiben und Estelle bei der weiteren Suche, der Katalogisierung, dem Verteilen des Gefundenen und der Neufestlegung von Einnahmen helfen. Sie sind sich bereits sehr nahe gekommen während der Suche und harmonieren prächtig miteinander!“
„Fabritius! Nur die Kurzform bitte! Das interessiert den Prinz gar nicht!“, warf eine flammend rote Estelle ein.
„Gern, die Kurzform, wie gewünscht. Pardrosena untersuchte den längst nicht mehr benutzten Kamin in der Bibliothek und schien dort etwas entdeckt zu haben. Er winkte Estelle zu sich und gemeinsam suchten sie. Dabei hatte sich wohl ein loser Klinkerstein gelöst und fiel samt einigem Staub nach unten. Pardrosena hatte sich instinktiv über Estelle geworfen, um sie zu schützen. Dabei sind sie unglücklich mit den Mündern aufeinander geprallt und konnten sich nicht mehr lösen voneinander. Seine Hände schützten die schöne Brust unserer neuen Richterin. Sie blieb nicht untätig und arbeitete an ihrer beiden Befreiung. Es war ihr gelungen, einen Gürtel zu lösen und sie hielt bereits eine Brechstange in der Hand, die aus Pardrosenas Hose ragte. Da kam ich leider schon, um ihnen aus der misslichen Lage zu helfen. Doch die Geschichte hatte einen unerwarteten Ausgang. Kaum waren Estelle und Pardrosena aus dem Kamin geklettert, brachen weitere Steine nach und dann regnete es Goldstücke, Silberlinge, Schmuck und anderes in einer Menge, die wir noch nicht abschätzen können.“
„Fabritius, Ihr seid ein Verräter, die Kurzform wäre es ohne Mittelteil gewesen!“, schimpfte Estelle.
„Oh, ich dachte, es reicht völlig, wenn ich das Stöhnen und andere verlangende Geräusche weglasse“, parierte Fabritius ungerührt.
„Also gut, ja, es hat mir sehr gefallen, mit Pardrosena eng aneinander zu liegen und ihn zu küssen. Ich kann mir sogar mehr vorstellen, alles. Ich bin Witwe seit über einem halben Jahr, heute hatte mich dieses furchtbare Paar soweit, dass ich den Widerstand aufgegeben hatte. Doch das Schlimmste daran war, dass ich nass geworden bin, als die Frau mich berührte, als er in mich fuhr. Könnt Ihr nicht verstehen, dass eine Frau gegen ihren Willen reagiert auf Reize? Nein, nicht auf Deine, Bernardo, Dich habe ich genossen, obwohl wir noch am Anfang waren. Ich muss Fabritius wohl danken, dass er unser Liebesspiel unterbrochen hat. Ich möchte Dich gern bei mir haben, Bernardo, ohne dass Dir wieder der Kopf zerschlagen wird.“
Der Angesprochene ging einfach auf Estelle zu und küsste sie. Unsicher legte er erneut eine Hand auf ihre Brust, sie küsste ihn weiter ohne sich zu wehren. Jetzt unterbrach der Prinz das Spiel.
„Zuerst sollten wir wohl essen, es wird uns köstlich munden, was die bisherigen Bediensteten und Gefangenen bereitet haben. Ihr Glücksgefühl wird in die Speisen einfließen, doch später werden wir vieles zu besprechen haben.“
Fast schweigend nahmen sie das Mahl ein, neckten sich nur gelegentlich und warteten auf den Moment, wo die Speisen abgetragen wurden und nur noch funkelnde Weine im Licht der Kerzen zum Umtrunk einluden. Der Prinz sondierte die Lage, es war eine mehr als riskante Konstellation, vier Männer, zwei Frauen, er eigentlich gesperrt, um nicht weitere Frauen zu schwängern. Möglichst unauffällig zog er sich mit Fabritius zurück, um mit ihm die delikate Geschichte zu besprechen.
„Ich weiß nicht, wie es nach einigen Gläsern Wein sein wird. Estelle ist offensichtlich mehr als bereit für einen Mann. Es wird nicht nur bei einem bleiben, wenn sie sich unter unseren Augen nehmen lässt. Wie wird Eure Frau reagieren? Immerhin ist Euer Sohn dabei.“
„Meine Arabelle wartet längst darauf, ein anderes Schwert in ihrer Scheide zu spüren, sie würde mir jeden kurzen Ausflug zu einer anderen Frau verzeihen, wenn ich ebenso großzügig bin. Ich bin es. Wir sind vier Männer gegen zwei Frauen, sie werden es vertragen, unbestritten. Mein Sohn trug längst Verlangen nach seiner Mutter, hat wie alle Jungen in seinem Alter versucht, sie beim Baden oder beim An- und Ausziehen zu überraschen. Ich habe meiner Frau erlaubt, mit ihm zu spielen. Es dauerte nicht lange, bis er sich an ihre Brust getraut hatte und kaum länger, bis ihre Hand ihn entspannte. Zu seinem Geburtstag haben wir ihm seine Mutter geschenkt mit der Bitte, dass seine Frau später dafür in den Armen ihres Schwiegervaters liegen wird. Es wird also kein Problem sein, wenn meine Frau nackt zwischen Männern ist. Mehr noch wünscht sie sich allerdings Euch, meinen Segen habt Ihr, Prinz, ich werde eine sehr befriedigte und glückliche Frau künftig in meinen Armen halten.“
Wenig später sprach Rodorian mit Estelle und Bernardo, um ihre Gefühlswelt zu erforschen.
„Ist es nicht nur Rache am Richterpaar, die Euch vereint? Wollt Ihr es nicht belassen bei einer schönen Nacht heute? Ich habe für Estelle ein Geschwisterpaar als Helfer gewählt, er als künftiger Gerichtsdiener, sie für das Kochen und Putzen. Vielleicht verfällt sie dem Charme wie dem jugendlichen Ungestüm und landet zwischen ihnen im Bett, ja, Estelle, nicht nur Männer werden Euch begehren. Was wird in Euch vorgehen, Bernardo, wenn Ihr nach Hause kommt und Estelle liegt zwischen dem Pärchen?“
„Ich werde mich sehr schnell ausziehen und schauen, welcher Schlitz frei ist. Eine herrliche Vorstellung, Estelle war mir so nah vorhin, dass ich sie als Frau für immer möchte. Doch selbst mit anderen zusammen werde ich sie lieben. Ich hatte Euch gesagt, dass ich an jenem unseligen Tag überlegt hatte, bevor ich niedergeschlagen wurde. Ich hatte tatsächlich einen Moment daran gedacht, ob wir zu dritt leben könnten.“
„Eine eigenartige Liebeserklärung, wenn Du mich zugleich an andere verschenken möchtest, doch ich nehme sie gern an. Ich werde auf Dich warten, bis Du nach Hause kommst und mich bis dahin unseren Dienstboten ergeben. Ich konnte es nicht sehen, doch oft genug hören, dass die junge Frau die Richterin zu befriedigen hatte und es selbst mit Lust hinnahm. Ich werde bereit sein, mich von ihr verführen zu lassen. Und Euch, mein Prinz, möchte ich unbedingt. Bernardo, das musst Du mir gewähren, danach werde ich mich allen Deinen Wünschen geneigt zeigen.“
Aus einem Gefühl heraus entschied Rodorian, das Geschwisterpaar und die Waisenmädchen mit einzuladen zu dem vergnüglichen Abend. So konnten Estelle und Bernardo wenig später in Wirklichkeit testen, was ihnen widerfahren konnte. Sie waren außerordentlich zufrieden und das Geschwisterpaar konnte sich eine solche Zukunft mehr als vorstellen. Crispin gewann nach seiner Mutter die Mädchen Maria und Marietta, und er sah seinen Vater jeweils beim anderen Mädchen. Arabella vereinnahmte den Prinzen und genoss ihn lange, nur sein Wechsel in ihren hinteren Eingang gefiel ihr nicht. Warum kam er nicht da in ihr zu Ende, wo es sich gehörte? Leise beklagte sie sich bei ihrem Mann, doch Rodorian klärte sie und ihn auf, dass derzeit jede Frau schwanger würde, in der er sich ergoss. Den drei Mädchen hatte er bereits zum künftigen Mutterglück verholfen. Estelle hatte den Rest der Unterhaltung gehört.
„Ich will Euch endlich in mir spüren, Prinz, doch bitte bis zum krönenden Ende, es wird ein wundervolles Andenken sein für mich. Ich wollte längst Mutter sein. Ihr habt mein Alter angesprochen heute. Ich werde nur das Richteramt annehmen, wenn Euer Zepter in mich kommt und zur Mutter macht.“
Wenig später war die vierte der Frauen auf dem Weg zum Mutterglück und schlief ein. Und Arabella konnte sich durchaus vorstellen, ihren Mann zu überzeugen, dass ihr eine Stunde Schlaf nicht schaden konnte.

Das ganze Ausmaß der Betrügereien des Richterpaares wurde am nächsten Tag sichtbar, als sie die Bücher studierten. Schnell wurde klar, dass die raffinierte Frau zwei Bücher parallel geführt hatte, eines für mögliche Kontrollen des Hofes, eines für den tatsächlichen Verlauf. Fast alle Strafen waren in Geld und Haft ausgesprochen worden, doch das Geld tauchte nicht auf im offiziellen Buch, ebenso wenig wie Zahlungen, die eine Haft verkürzten oder gar aufhoben. Dafür wurden die Kosten bis zum letzten Tag als notwendige Ausgaben fortgeschrieben.
Nach dem Mittagessen meldete sich ein jüngeres Ehepaar, das Land gepachtet hatte und die Pacht nicht zahlen konnte. Sie waren überrascht und erleichtert, dass der Richter und seine Frau nicht mehr im Amt waren. Eigentlich wollten oder mussten sie sich nur vom Richterpaar ins Bett zwingen lassen, weil sie nicht zahlen konnten. Es klang glaubhaft nach allem, was bisher über die Verbrecher bekannt war. Konnte jemand die hohen Pachten nicht zahlen, wanderten sie ins Gefängnis. Dann konnten die Felder nicht bestellt werden. So blieb ihnen nur, sich den Gelüsten des Richterpaares zu fügen. Mitunter wurde die Frau zur Zinszahlung einbestellt, mitunter der Mann, oft beide. Nur für die Zinsen mussten sie sich hingeben, die Schulden blieben. Rasch war klar, dass es sich um mindestens elf Pächterfamilien handelte, die abhängig waren vom Wohlwollen des Richters. Dabei hatte der dreiste Betrüger Land verpachtet, welches der Krone gehörte, aber nie einen Silberling abgeführt dafür. Zudem hatte er Holz schlagen lassen in den königlichen Wäldern und zum eigenen Gewinn verkauft. Der Prinz musste die geplante Abreise verschieben, zu umfangreich war das Material. Stück für Stück stellte sich heraus, wie arg das Königshaus hintergangen worden war. Rodorians Bericht nach Hause wurde weit länger als vorgesehen und die Funde versteckter Gelder und Schätze vergrößerten sich mit jeder Stunde. Auf der Bank tauchten mehrere geheime Konten des ehemaligen Richterpaares auf, nachdem Rodorian glaubhaft versicherte, dass diese Kunden nie wieder einen Fuß in die Bank setzen würden.
Schließlich musste er die bisherigen Ratsherren befragen, wieso sie dem Treiben des Richters und Bürgermeisters jahrelang zugesehen hatten. Schon bald war ihm klar, dass die meisten nur ihre Posten behalten wollten. Allerdings stieß er auf einen, der erst ein Jahr im Amt war. Sein Vorgänger war aus unbekannten Gründen vom Amt entbunden worden. Der Prinz befahl, diesen Mann umgehend herbei zu schaffen.
Erst skeptisch, dann mehr als erleichtert offenbarte sich der ehemalige Ratsherr, als er die neuen Machtverhältnisse in Alvenutra verstand. Er hatte mit der Witwe Estelle hartnäckig weiter untersucht, wie der Chef der Polizeiwache ums Leben gekommen war und dabei noch andere Unregelmäßigkeiten entdeckt. Da er sich nicht abhalten ließ, stellte man ihn eines Abends im Dunkeln vor die Wahl. Die Witwe des Leiters der Polizei würde ihrem Mann folgen und seine Frau würde Witwe, wenn er nicht aufhörte zu bohren. Sein Amt als Ratsherr musste er räumen, um ihrer aller Leben zu retten. Sein einziger Vertrauter war ausgerechnet der junge Mann, der ihm im Amt folgte. Gemeinsam suchten sie im Verborgenen weiter, was hier nicht in Ordnung war.
„Fabritius, das ist ein Ansatz für die neue Macht im Rathaus. Ich habe vorsorglich alle bisherigen Ratsherren entlassen. Die Zwei scheinen mir vertrauenswürdig. Der Rat wird auf zwanzig Personen plus Euch reduziert. Ab sofort sind mindestens fünf Frauen dabei!“
Fabritius schaute sehr gequält.
„Das könnt Ihr nicht gewollt haben, Prinz! Ich beuge mich Euch, um Bürgermeister zu werden, wie ich es Euch versprochen hatte. Zu Hause habe ich längst meine Bürgermeisterin, jetzt noch fünf Weiber, das war nicht vorgesehen!“
„Überzeugt sie so wie Eure Richterin gestern. Ihr wart sehr überzeugend in ihr.“
„Dann gebe ich die Damen gern in Eure Hände. Überzeugt sie und meine Frau und die Neuen statt meiner, Prinz!“
Feine Retoure des Waffenschmieds! Doch der Prinz wusste Rat und bestellte den bis vor kurzem so unglücklichen Bernardo Pardrosena zu sich.
„Bernardo, ich kann Euch leider nicht die Erlaubnis erteilen, wieder als Warenlenker zu arbeiten.“
„Prinz, das ist mein Leben, und ich bin Valdesiraner, Ihr könnt nicht verfügen über mich!“, wehrte sich der vom Leben so benachteiligte Mann.
„Doch, Bernardo, ich kann, wenn Ihr der Mann von Estelle Martinez sein wollt. Dann seid Ihr ein Paar, das beiden Gerichtsbarkeiten unterliegt. Und mir liegt sehr daran, Euch als Vertrauensperson zu behalten. Ich brauche einen mir vertrauten Verwalter für die königlichen Liegenschaften in und um Alvenutra. Zudem sollt Ihr der königliche Bote sein zwischen Montesira und Alvenutra, allein oder mit großer Eskorte. Demnächst wohl öfter mit großer Eskorte nach Euren Funden. Da könnt Ihr gern den Wagenlenker geben. Wollt Ihr den Posten annehmen? Estelle wäre sicher nicht abgeneigt, wenn Ihr sie öfters als einmal in der Woche besucht.“
„Sehr verführerisch, Prinz, ich würde sofort, schon wegen Estelle, doch ich bin Valdesiraner, ich kann keinen Vertrauensposten annehmen bei Euch.“
„Das lasst Eure geringste Sorge sein, Herzog Cortese gibt Euch frei dafür. Erledigt den Ärger mit den Räubern und dem Richter bei ihm und grüßt ihn von mir, grüßt meine Eltern, wenn Ihr bei ihnen ankommt mit der ersten Ladung des Diebesgutes des verdorbenen Richterpaares. Reizt Euch das nicht, der Mann dieser wunderbaren Frau und der Vertraute des Prinzen von Montesinien zu sein?“
„Ich hätte nie geglaubt, solches zu erfahren, ich bin Euer Mann, Prinz.“
„Sehr schön, nehmt Euch nach Eurem ersten Besuch am Hof in Montesira die Zeit, mit dem Verwalter unserer Liegenschaften in Attilandis zu sprechen, er wird Euch helfen können, wie man diese Aufgabe annimmt.“

Am nächsten Abend besuchte Rodorian wieder seinen Waffenmeister und neuen Bürgermeister, um sich von ihm und seiner Familie zu verabschieden.
„Ich bin so unsicher, Prinz! Ich weiß, wie man ein Schwert, einen Pflug, einen Riegel schmiedet, doch ich weiß nicht, wie ich der Vorsteher einer so großen Stadt sein kann. Ich will niemand benachteiligen und werde wohl öfter als Estelle entscheiden müssen. Fein habt Ihr mich auf diesen Platz gelockt! Und meine Frau und mein Sohn finden das gut.“
„Weil sie an Euch glauben wie ich. Oder meint Ihr, dass Estelle und Fabritius die Ämter nicht besser ausführen könnten als dieser ehemalige unsägliche Richter, dessen Namen ich nicht mehr kennen will, obwohl Bernardo ihn genannt hat. Apropos Bernardo. Ich habe ihn als Verwalter der königlichen Liegenschaften im Gebiet Alvenutra eingesetzt, so habt Ihr einen weiteren Verbündeten mehr. Wählt langsam und mit Sorgfalt die Damen und Herren des neuen Rates. Nicht nach Rang und Vermögen, sondern nach Verstand und Herz.“
„Ich weiß schon, wie er wählen wird. Er wird die Frauen mit dem größten Herz und die Männer mit den kleinsten Stiften in den Rat holen, damit er den größten Genuss hat und ich nichts bekomme.“
Rodorian lachte schallend bei der temperamentvollen Klage, die Arabella zudem mit eindeutigen Handzeichen untermalte.
„Wollt Ihr den gesamten neuen Rat nach Euch genehmen Maßen zusammenstellen, Frau Bürgermeisterin? Ich hatte zuerst vom Verstand gesprochen, erst danach vom Gefühl. Redet miteinander, wenn Euch scheint, dass die Stimme zwischen seinen Beinen die Stimme in seinem Kopf überstimmen sollte, doch seid tolerant. Gebt ihm Freiheit, wie Ihr sie euch einander gegeben habt gestern. Oder hat Euch der Ausflug zu den Frauen missfallen?“
„Ihr habt es gesehen? Es war eine Premiere für mich. So junge Mädchen, und schon so erfahren doch.“
„Ich werde einfach meine erste Entscheidung als Bürgermeister treffen. Meine Arabella hat sich beklagt, dass Ihr gestern in ihrem rückwärtigen Eingang zu Ende gekommen seid. Tut es für mich, Prinz, korrigiert diese Entscheidung heute. Ja, ich habe verstanden, was es bedeutet. Meine geliebte Frau wird sich um unser Kind zu kümmern haben, während ich mich abmühe, das Regieren einer Stadt zu lernen. Im Jahr darauf wird sie sich erneut zu kümmern haben, von mir oder unserem Sohn. So kann sie mir nicht in die neue Arbeit reinreden. Wieso glauben Frauen eigentlich, davon mehr zu verstehen, in der Schmiedehalle lässt sie sich doch auch nur selten blicken?“
Am nächsten Vormittag verabschiedete sich Rodorian von der Familie des Waffenmeisters. Arabella hatte nicht nur ihre Stunde Schlaf bekommen, sondern ihre zwei Männer umgehend danach. Eine Schwiegertochter samt Schwiegereltern wünschte sie sich gerade deshalb so früh als möglich.
Auf der Rückreise nach Madriroma hatte der Prinz Mühe, zwei glückliche Mädchen zu beruhigen. Ja, die jungen Männer würden ihnen wohl gefallen, doch wie sie sich verpaaren sollten, konnte er ihnen wirklich nicht vorschlagen, da mussten sie sich auf ihren fraulichen Instinkt verlassen, außerdem würden sie den Mann der Schwester wie den Schwiegervater und die Schwiegermutter erleben. Nein, wegen ihrer Kleidung mussten sie sich keine Sorge machen. Sie hatten nur ihre Reisekleidung mit Estelle ausgewählt. Ihre jetzige würden sie sehr schnell verlieren unter den Männern. Dafür würden sie wunderbar gekleidet werden, denn ihre Männer und ihr Schwiegervater verstanden viel von diesem Geschäft. Ziemlich beruhigt waren sie still bis zur ersten Poststation, doch in der Nacht kamen sie in sein Zimmer, um ihn erneut zu spüren. Rodorian war sich ziemlich sicher, dass seine geliebte Elfe diese Nacht nicht unbedingt gewollt hätte, schon gar nicht in allen Einzelheiten, andererseits, zwei Frauen, beiden Seiten geneigt, ein Mann…

Er war froh, als diese Reise zu Ende ging und er mit den Mädchen in Madriroma ankam. Reger Verkehr herrschte im Geschäft des Tuchmachers. Seit das Wasser wieder floss, schienen die Leute alle glücklich zu sein. Rodorian nahm mit den Mädchen den privaten Eingang zum Wohnhaus. Er traf nur die frühere Elfenkönigin Laetitia an, die drei Männer hatten alle Hände voll zu tun im Geschäft.
„Rodorian! Wie schön, dass Ihr uns besucht. Wartet, ich werde meinen Mann holen. Wer sind die hübschen Mädchen an Eurer Seite?“
„Nein, Laetitia, das soll für die Männer eine Überraschung bleiben. Die Söhne hatten mich gebeten, für sie eine Frau zu finden, jetzt ist es an Euch, ihnen ihre Frauen zuzuführen. Da ist weibliches Feingefühl gefragt, dass sich die Paare finden. Ich habe meinen Teil erfüllt und ihnen zudem erklärt wie Euch damals, dass sie nicht nur einen Mann haben werden. Sie freuen sich zudem auf die Mutter im Haus. Nehmt sie unter Euren Schutz, oder sind sie eine unwillkommene Konkurrenz?“
„Weit gefehlt, Prinz! Ich hatte mich Eurer kaum erwehren können, ich hätte nicht gedacht, wie anstrengend es ist, das Verlangen dreier Männer zu stillen. Es wird wunderbar sein, wenn es eine komplette Familie gibt.“
„Ich bin in Eile, Laetitia, ich habe so viel noch zu verrichten und möchte doch auf den Tag pünktlich bei meiner Aurore sein, doch bis dahin schaue ich wieder vorbei, wie es geht mit Euch.“
Der Prinz küsste die Frau und die Mädchen, führte sie zueinander, damit sie sich begrüßen konnten und verschwand bereits wieder. Die Länge der Begrüßungsküsse der Frauen untereinander ließ ihn beruhigt abreisen.




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